Zeha Schmidtke – Unkenrufe

Nachts in der Gartenkolonie. Grillen zirpen. Ein paar wirklich laute Unken dominieren die Stimmung. Ein später Spaziergänger wird auf seinem Gang durch die Gemeinde von einem Nachbarn angesprochen.

nachbar

Nabend.

spaziergänger

Guten Abend.

nachbar

Na? Können Sie auch nicht schlafen bei dem Lärm, ne? Wissen Sie, was das ist? Wissen Sie, was das ist? Das ist vom Nachbarn hier.

spaziergänger

Ach.

nachbar

Ich sag immer: Gartenteich ist ne schöne Sache. Gartenteich haben wir alle. Aber das reicht dem Nachbarn ja nicht, er muß ja immer ne Extrawurst haben. „Gartenteich haben sie alle“, hat er sich wahrscheinlich gedacht: „Ich brauch was spezielles.“ Manche ticken ja so.

spaziergänger

Ja, ja.

nachbar

Er brauchte was Exklusives. Diese fetten Frösche. Aus dem Import. Solche Kawenzmänner sind das! Und das geht jetzt hier die ganze Nacht.

spaziergänger

Ach, so.

nachbar

Tun Sie mir doch mal einen Gefallen. Ich hab bisschen Probleme mit den Gelenken. Können Sie mal hier…einmal hier kurz drücken.

spaziergänger

Hier?

nachbar

Ja, ja.

Der Spaziergänger drückt auf den Knopf. Eine Explosion zerreißt die Nacht. Die Unken unken nicht mehr.

Der Nachbar lacht sich kaputt.

nachbar

Da fliegen sie! Die fetten Frösche!

Der Froschgarten brennt. Ein paar Planken fallen zu Boden.

nachbar

Jetzt sind sie ruhig. Die haben Sie wirklich sauber ruhig gekriegt.

Aus der Ferne: herannahende Sirenen: Polizei und Feuerwehr.

spaziergänger

Wieso ich?

nachbar

Ich muss dann mal los. Ihnen alles Gute!

Die Sirenen kommen näher.

Ende.

Katja Schraml: schlupf

„Und ist doch so, dass du die Tür aufreißen möchtst
und soviel Verlangen hast in dir drin,
dass dir die Flügel herauswachsen müssten aus dem,
was die anderen anschaun für deinen Buckel,
wenn eins bloß Augen dafür hätt und hätt an dich noch einen Glauben.
Aber das gibts ja nicht auf der beschissenen Welt.
Was dich beißt, sind nicht deine Flügel,
wo herausstoßen mit aller Gewalt,
das bleibt ewig dein Buckel.“

Marieluise Fleißer, Der starke Stamm

dem kaschpar wirds schlupfloch <gömställen1> unterm first zugemauert, weil er zu oft gegens fenster geflogen, zu viele brüche im glas verursacht, als dass ichs noch vertragen möcht. ihm nachtragen tu ichs nicht, doch die scheibe glas will keine*r mehr her|richten reparieren.

wo soll er jetzt hin? sucht er sich 1 neues versteck? in ritzen+schlitzen hinterm mörtel versteckt, in büschen+hecken vom gestrüpp verdeckt? <kriechen krabbeln + krauchen?> seit das navi keine großbuchstaben mehr kennt, folgt er täglich „dem weg“. (keine ahnung, wos endet.)

wohin er auch schaut, überall nisten sie schon, ziehen die brut hoch, stopfen die schnäbel, verteidigen lauthals ihr revier. was soll er noch hier? scharrfüße machen?

wandert er aus?
wohin könnt er gehen?
welche wege liegen ihm?

er hat keine heirat heimat mehr.

seit wochen siehst du ihn <epitheton ornans> unschlüssig umherirren <trödeln bis treideln>, verwirrt ackert er deine blumenbeettröge dir durch. doch da liegt längst kein korn mehr, die ratten habens dir jahrumjahr leergefressen, du pflanzt nichts mehr an.

seit dir der kaschpar gegens fenster geknallt – er weiß, dass dus beschriebst, bevor ers tat, das hat nichts geholfen (wie der stein für dein herzblut nicht das virus verhindert, das sich stets wie im richtigen leben <klandestin> nur unter der nachweisgrenze in deine texte geschrieben) – seit er dir <un|gelogen> gegen die scheiben geflogen, auf dass sie gesprungen geklirrt, sorgst du dich, er möcht dir was sagen, was nicht dein ohr erreicht, weil du lange schon taub für sein geschrei <krakeel krawall klamauk>.

und auf 1 leben <verb|leib+verderb> wirft er sich in deine ruhe hinein, schneidet die kabel des rads dir entzwei, dass du nicht mehr entfliehen kannst. ja, du machst ihn verantwortlich, auch für all die muskeln+sehnen, die du dir auf der flucht <überspannt> verrissen, auf dass du gelähmt in deinem zimmer hockst + zum fenster rausstierst wie der NARR (am liebsten würdest duS ausreisSen.)

du willst ihn nicht hören. <qui vive?> was könnt er dir sagen? die zeit (hier) sei vorbei, swär not_wendig weiterzuziehen? weil wir alles erreicht, was wir einst wollten, nämlich frei sein. warum lässt du ihn nicht mehr ein? <what is your way? hospitality or hostility?>

die stangen des käfigs kannst du ergreifen, mit deinen schritten an seinen rändern entlang die größe ermessen, die dir hinter gittern verblieben, dagegen anrennen <einschlagen zersägen aufdehnen> … so viel kraft hast du gesammelt, so viel schwung geholt, dass du die lücke geschaffen, die breit genug, dich durchzuzwängen, und kein gewicht, das sich an dich gehangen, um dich aufm boden zu halten, konntes verhindern, dass du entschwunden, ausgeflogen und nicht mehr zurückgekehrt. bravo, mein mädchen, das hast du gut gemacht, dazu braucht eine*r sch|neid. (1 leben lang das schicksal der geburt verarbeiten …)

aber da draußen das land, die welt, die ferne ist weit. an was orientierst du dich auf deinem flug? wohin solls gehen? du bist juNg_endlich <flügGe>, es spielt keine rolle, wenn du dich verausgabst, du erholst dich schnell und kein ausflug erschöpft dich, dass du nicht schnell wieder regenerierst. du tust alles, was geht, austesten probieren versuchen, einfach mal schauen, kurzer halt stopp <1 pause> und schon gehts wieder weiter voran. 

du baust dir 1 nest, jetzt weißt du, wies funktioniert. du findest zweidrei komische vögel, denens ebenso geht, ihr zieht um die häuser <sensationslust>, ihr lassts euch gut gehen, du suchst dir 1 bleibe <dach über hals über kopf>, und brennt 1 ab/stürzt 1 ein, sfindet sich stets 1 neue, weil deine flügel so stark, dass sie dich immer weitertragen. du suchst nicht mehr aufm boden nach all den resten, die andre übriggelassen, du mischst dich unter sie, willst vom frischgebackenen 1 stück abzwacken. entwickelst das schreiBen, um selbstSTändig zu werden, baust dir im nebelnichtsweiß 1 festhaltegrund auf buchstabenschwarz. errichtest 1 haus, das 1 schatten wirft auf deinem/deinen weg und wunderst dich, warums so dunkel um dich herum. schaust dich im spiegel an, deine silhouette sieht gut aus, und wenn nicht, brichts aus dir raus/brichst du zusammen, und du stehst wieder auf, denn aufgeben gibts nicht, das ist verboten. du gehst nicht mehr nah ran, hältst deinen abstand, beobachtest nur aus distanz.

du merkst, wie die regeln dich tragen, die hast du <regelGEhörig> mitgenommen, sie sind dir eingebrannt, 1 narbenkennzeichen=brandmal <stigma>, das trägst du herum, und nur 1x im früh_jahr, wenn die federn vom frühling dir glänzen, fällts nicht auf, im winter aber musst du dein kleid verstecken, dass jeden tag älter+g|rau|er (gegen) die reinheit schneewittchens <ballett+pferdemädchen> absticht, jetzt schimmerts schon nicht mehr, die ausflüge|l werden kürzer, du brauchst immer länger, dich auszuruhen, liegst tage+wochen herum und weißt nicht, obs kopf körper seele <knopp kropp + själ|v²>, womit du zuerst zu tun. bist du mehr müßig oder nur müde?

zwischen der angst des eingesperrt+ausgeschlossenseins bist du beschäftigt: ständige wiederherstellung des alleinseins. noch pfeifst du 1 lied, nicht immer 1 neues, singst alte weisen, auf dass sich die töne im winde verlieren – wenn die luft sie auf/mitnimmt, hoffst du, werden sie nicht wiederkehren. du kannst dich befreien, denkst du, wenn du sie weiterträgst → aufgibst, und tatsächlich verirren sich halbe melodien im wind, der <grundgütIGer> dir gütig+güNStig, doch bleibst du zurück mit zweidrei tönen, die ihren halt+zusammenhang verloren, du traust dich nicht suchen und sie verknüpfen – was, wenn wieder die alte klage nur <superfötation> deinen lippen entströmt? das immergleiche lied … alles wäre vergeben|s. und du verstimmst→verstummst.

trankst du den brunnen leer oder suchte das wasser sich 1 neuen weg? nur du bliebst hängen auf trockenem grund. unfähig, dich zu bewegen.

selbst_autonomie/_veränderung/_suche: ich möchte 1 andere*r werden/defizite beheben/mein leben ändern.

was davon wolltest du/willst du noch? das alte hast du ab/aufgegeben, das neue lässt sich nicht greifen, der schmerz nur schreibt sich tief in die haut, die muss gefärbt+gegerbt werden, auf dass man sieht, was innen verkehrt, das innere nach außen gezerrt.

und draußen zieht mit dir der kaschpar <radiKal> seine runden, wartet darauf, dass du die fenster öffnest. kommt er herein? oder möchte er, dass du hinaus? du weißt schon, dass dus selbst warst, die dafür sorgte, dass ihm das nest versperrt wird? dass er jetzt häufiger noch als zu vor, weil verWirrt, gegen scheiben+mauern klirrt – er|innert den schlupf, den du ihm verwehrst.

wie willst du leben ohne ihn?
wie soll er singen ohne dich?

du möchtest dich trösten <exkulpieren>, dass es noch 2 lücken gibt, auf der anderen seite, die noch keine*r gesehen/keinen schaden an|gerichtet, doch du hast sie ja längst verraten vor lauter furcht, er möchte dorthin ziehen, die nächsten scheiben zerstören. und jetzt sind sie alle zu.

aus kaputt + vorbei.

merkst du nicht, wie er flIeht? er lässt dir keine ruh. aber vertraue nicht drauf, dass er nicht ohne dich kann, dass du dir aussuchen könntest, ob du ihn hörst oder nicht, dass du ihn hin|halten/holen kannst, wenn du ihn brauchst, und aussperren, wenn dir sein klagewehweckruf zu viel.

der kaschpar ist eigen, ich weiß nicht, ob er sich in 1 tiefe stürzt, wenn du ihn nicht er|hörst, keinen neuen schutz gewährst. er wird doch immer die flügel breiten …

doch wie lange werden sie noch zum ab/über/weg/aus_flug taugen? vielleicht möchte er in den käfig zurück, weil er alt+müde des un|gewissens sich ausruhen möcht? seine stimme wird heiser, und wenn auch das lied nicht neu, wirds doch leiser. ihr könntet so schön gemeinsam kräChZen …

was also wirst du tun?

ihn die letzten geschichten erzählen lassen, die ihn noch quälen, auf dass sie hinaus in der welt vom wind vertragen wie deine oH_töne?

du weißt, dass kein*e andere*r kommen wird. kein neuer vogel mit lustigen mel|o|die|n.

wenn der ursprung des schreibens das gefühl des gefängnisses ist, des eingesperrtseins + der not des zwanghaften entfliehens: brauchst dus, um 1 grund zum schreiben zu haben? fliehst du den käfig, machst du dich frei oder entziehst du dir den boden? was, wenn du aufhörtest? was, wenn alles weggeschrieben? bleibt dann nur leere hülle? oder wirst du 1 neuer mensch? 1 unbeschriebenes blatt …

warum hat robert walser aufgehört zu schreiben?wie oft muss man sich häuten, bis man die letzte feste haut in fetzen haut, die keine*r mehr durchdringt?

machmal, wenn ich dich draußen seh, wie du dem wasser übers antlitz blickst, wie du ausschau hältst <epiphanie> nach der frau am meer, ob nicht ihr schiff endlich käme, das dich mitnähme, auf dass 1 andere voranginge, die des weges gewiss, dass du aufgeben könntest, dich abzumühLen, wie du seEhnsuchtsvoll nach 1 steuer schielst, das dein ruder obsolesziert, flieg ich gern auf + ziehe 1 runde, lenke deinen blick auf mich, auf dass du dich erinnerst, dass du am boden, schrittfürschritt, dass sie im wasser, zugumzug, und ich in der luft, schlagumschlag. dass du dort unten <schwerkraft>, dass sie da drinnen <schwerlicht>, und ich hier oben <schwerElos>. dass jede*r sein element, und wir nicht ohne einander auskommen können, nicht voneinander los. auch wenn sie immer nur schweigt, wenn ich schreie, und du versuchst, uns wegzuschreiben; auch wenn wir nicht wissen, wer von uns (mehr) fühlt denkt oder m/weint. wir sind alle dabei. wir sind die 3 grundsünden: gier torheit + zorn. wir sind uns einander existenzberechtigung. wir sind alle 3 → 1.

hab ich dir schon gesagt, dass nicht der kaschpar damals die sichtgläser fliegend zerschlug, sondern 1 unbekannte*r auf der suche nach 1 ventil für den inneren druck? oder aus welchem grund sonst … mit uns hatte das gar nichts zu tun – oder wer schießt (schon) auf den kaschpar?

und doch hat deine angst sofort alle angriffsflächen verbaut. hat die sprünge im glas dem kaschpar in die flügel geschoben. wärs nicht an der zeit nun, wo dus weißt+bereust, dass du ihm die tür öffnest + entgegenkommst?

sein geist sucht dich heim. du siehst ihn draußen im baume sitzen, aus zweigen hat er sich 1 form gebaut. 1 sTilLhouette sitzt er da und schaut zu dir herein. vem här vill bli gLömd nu!?³

wir müssen hinaus aufs offene meer, dort harrt unser* 1 dame. lass sie nicht länger warten. es gibt nur 1 schicksal, dem kommst du nicht aus, du kannst dich nicht ducken dauernd im dunkel, du kannst nicht zurück, zum lösCHen ists nun zu spät, das feuer hat um sich gegriffen, und keine flucht hilft. kämpfen musst du selbst. nimm deine regeln+grenzen + begehre auf – ewige jugend, die erwachsen werden will, und sich nicht traut. rebelliere gegen die eigenen schranken. krall krampf krank dich nicht fest mehr. wie oft muss ichs sagen? let|s go! sei 1x nur, statt dauernd zu werden. sei einfach da. als ob du schon fertig, und jeder tag mehr wär 1 geschenk.

fasse dich!

und setze <framing> den rahmen im einklang mit dir. erfülle den auftrag, beende das werk. vertraue aufs wort, auf seinen sinn. wer wie warum wozus gut. vertraue drauf, dass sichs erfüllt.
und dann: geh auf in der welt ihrem geräusch. 

sich mit dem tod aussöhnen = mit dem ungelebten leben.

1 schwedisch: schlupfloch
² schwedisch: knopp = umgangssprachlich birne/kopf, kropp = körper, själ = seele, själv = selbst
³ schwedisch: „wer will jetzt hier versteckt (gömd)/vergessen (glömd) werden?“

Hörstückfassung: Senta Hirscheider, Christopher Mau

Claus Caraut: Den Lichtersaft reinpläsieren

– Karaffée im Wandel der Gezeiten –

(1) Vor dem Kaffee

Gumo Freunde der heißen Bohne
Heiz mir gleich die zähe Mure hinters Brett!
erstmal einen drallmayer probohno hinter die stulle broten, was Mörtwl
Es ist Zeit für ne Tasse TeeR
HEIZEN
Ich zwiebel mir die Brüllsuppe jetzt wieder würzig in den Kartoffelkopf rein
Gumo Freunde. Das Aggregat wird angebrüllt endlich den geilen Saft rauszurücken.
Der brühe Vogel fängt den Schlonz!
nach einem ausgiebigen Wanderausflug ersma schön zartschmelzenden Brüllonado in die Muldenfräse nei, was Schlemtems
bin dumm wie ein Stück Müll bis gleich die Terrorkirsche gekocht ist
Kaffee ist für mich lecker
völlig verplästert zur rinse kriechen und ornglich lichtersaft in die plürre kippen
Erstmal einen reintöpfern, in die ausgedürstete Visage!
Yes we Kännchen
nach dem Saft gieren
Schöm die WOCHENENDEINLEIZUNGZ-SALBUM IN STOFFWECLSELAPPERAT REIMPUMPEN, WAS LEUMPTINGS
more espresso less depresso, was mepfelt?
Wer knüppelt da im Widerschein/es ist der Schmonz, der fein will rein

(2) Kaffee kochen

ersma schön plan ein‘ reinzementiern mit die Schlonzierraupe
Schlacke häckseln
Ordentlich Strauchmehl aufkochen
WOMMS ihn dir rein frisch von der Glut runter in die Arbeiterfresse
den Boiler heiß haben
Erstma fett ne Erpressung reinwürfeln
Schlagt die Giftzähne der Schlonzeschlange in den Milcxschaum, Lefterz!
grüße vom brewpiter und seinen monden
DIE KANNE HEISS HABEN
ALLES BRÜHT GUT
ÄS KAFI USE LA
Freude schöner GÖTTERSCHLONZEN WAS LEUNDENE
Ich kawenze mir den Röstköttelsud ausschließlich mit großen Mengen Eutersaft ins Fressgemächt
Schlonzkanister so siedend heiß reinbasteln, dass das Zäpfchen Tango tanzt, was
Der ganze zylinderförmige Humpen wird bei überkritischem Druck durch die Kiemen gefräst. Was Du da siehst ist im Prinzip embryonale Kohle.
Erstmal ’nen starken Kaffee brauen, was Leute?

(3) Wichtige Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens

Bαριστοτέλης
HANS MAGNUS SCHLONZENBERGER
Reinmund Carver
HAURUCKI MURAKANNI
Schlack Lacan
Jon Bohni – ich will ein Kind von dir ! It’s is my live
Franz Kaffka
Vladimir Nabokaff
MAUL SCHLONZEIMER
Hildegard von Schlingen
Marcel Prost
Kracht (richich in fressbrett rein)
Fjodor Dostolonghi
Plören Kierkegaard
LORD VOLLAUTOMORT!?
Daniel César Martín Brühl Schlonzález

(4) Kaffee trinken

schön das BRÜLLSCHIFF HINTER DIE BRÜSTUNG LOTSEN
Kaffeepatronen direkt im Darm einlagern
Würzigen Schlonzo reingourmeten
Huhu ich bretter mir jetzt die schwarze Planke hier vollends hintern Hut.
ICH PEITSCH MIT SECHZIGTAUSEND KNOTEN DURCH DAS LICHT UND RIECHE KAFFEE AUS DEN GESCHÄFTEN WIE EIN HUND SEIN SOCIAL MEDIA AN DER PISSHECKE IM PARK
reinschlörzen
einen hinter den Hut hauen
das KLÖTZCHEN fest reinDREHEN
manisch einen kannistern
musst du im Ganzen als Klotz die fresse runterprügeln
DAS BEMZIN EIMSPEISEN
Die Brülle reincremieren
DEN VERMALEDEITEN SUDZUBER HINTER DIE HASSZARGE ZINNOBERN, ZUM DEIBEL!
düsteren malorke in den corpus reinkolportieren
DIE DICKE PRESSOMONDBRÜHE REINLABEN WAS
MASSIV HINTERVENIEREN
Den niederträchtigen Sirup in die Leiche verdammen. In die Physiognomie reinpathologisieren. Das Elend mit dem Trane huldigen. Die Teufelsränen einfahren lassen. Den Gotteshauch einatmen. Den Schlonz reimzubern
Halbtot den Notkanister volltanken
erstmal einen kübel äthiopischen lötsaft reinheidelbeerisieren, was yirgacheffes?
IN DIE FRESSE PROBRÜLLVIDEN
ordentlich die Mallotze in die Müllkippe sortieren
MIR VOLLE KANNÜLE DAS HEISSE SERUM IN MEINEN ANTIKÖRPER ZWANGHAFT REINIMPFEN
schön den lichtersaft reinpläsieren
Ab ins Hintertreffen mit der daumendicken Dampframme!
REIIIIINNNNNWEEEEMMMMSSSSEEEEEENNNNNNNNNN
REINGHOULEN WIE EIN OGER
INERNATIONALISCHMIEREN
neibouldern
DIE BRÜLLGEFÜLLTEN STIEFEL AUF EX HINTER DIE NUSS WICHTELN
die Bohne neibolzen
BEERENSIFFE HINTERS SPALIER KLEMMEN
FETT DIE KRÜMELFAUST SCHMECKEN, WAS
sich den napalmtrunk in den dreckskörper berzerkern
HINTERHEIZEN
BRÜLLEN BIS DER ARZT KOMMT
hart sich die brennende Kehlenreibe hinters Fressbrett kämmen
die Schlonze reinwemmsemmeln
direkt 1:1 die düstre bernsteinscheibe ins gehirn verballern
BISSI BRÜLLOBST REIMERNTEN
SCHLACKE DIREKT IN DIE HALSÖFFNUNG REINWAMMSEN
REINWAHNEN
Teeren und Kaffeedern
REINFLEZEN
Prost. Soeben aufgebrüht und hetzt reim damit!
STATTLICH
Frühmorgens erstma Eduschieren
Die Kackvisage stilvoll kaputtsaufen.
STRULL NINTER
REIMPFEFFERN
Die Tschibohnen schweißheiß in die Körperkanone reinzischen
REINBEIZEN
die dunkel-cremige Brüllschlorze in den Schlonzschlund reinböllern
HINTER DIE HILDE BRENNEM!!!!!?
Das raue Rinnsal volles Rohr in den dunkeldüstren Schlund mörsern
übertrieben kaffee trinken bis die poperze birst
Die famoseste Idealschlonze bis ins klobigste Hirnareal grobporig reinfantasten
Erstmal lodernden Morgenteer im Schacht verklappen.
Mit der goldenen Brühllgülle den Blinddarm beleuchten
DIE BITTERSAURE, SCHWISCHWASCHWATTE SCHWARUTZE IN MEINEN KACKSCHLOND ZENTRIFUGIEREN
BRÜLLERVERBOT? NICHT MIT MIR!!!!!
über den basar flanieren
Die müden Knochen hart kochend einballersamieren
Zünde jetzt die Stange Dynamit
Den fettzischen Schwarzölsaft grobschlächtig mörteln und reikärchern
Schieb mir jetzt die Brühstange so richtig zwischen die Dichtlippen. Die Muffe muss mal angezogen werden.
Mit dem Schmackes aus der schwarzen Schlacke das nackige Packeis zum Bersten bringen
Schön den König Kaffee in den Fleischpalast geleiten
MELDE: FEUER!

(5) 50 words for Karaffée

das geile Öl-Gesöff
Geile Schlickschlonze, eyy
bräsige Güllegrütze
Labsal meiner Seele
Brülltrompete
das schwarze Gold
Covfefe
Exzesso
Intenso BÖLLERUNG
der Todesengel des morgendlichen Gluthauchs
die urst geile Reinprügelschlacke
Reiseziel: MaLORKa
der siedende Sumpf
Schlonzito
Bittersüsse Schaumgeburt

(6) Nach dem Kaffee ist vor dem Kaffee

Koffeeinsaft schon weggegurgelt, Fellas
um 19:24 noch tiefschwarze Suppe ins Maul reibetoniert
Ich komm jetzt nach Hause soll ich nochmal schlonzen
Verstehe die Frage nicht
gut cappu heut schon hinter die segel genagelt
So, Freunde. 22:13. Jetzt zum Abschluss des wilden Rittes nochmal ne Wanne flüssige Nacht abpumpen.
ICH VERDTEH DIE FRAGHE NICHTT
Dark Cassandra durch die Kackfresse gestrigelt
Vorm Schlafengehen Black Beauty eingepfercht.
ERST WENN MAN VOR SCHWEISS TRIEFT WIE EINE MEERJUNGFRAU HAT MAN GENUG INTUS, DASS MAN EINE NEUE FUHRE BRÜHEN/BRÜLLEN DARF
kübel mir jetzt auch noch einen Kleinen in die Fresssenke rein
Ich kann übrigens, trotz der krankhaft voluminösen Unmengen Schlonzgranatenbracke, die mit vormittags durch die Visagenbohrung durchpimpere, um diese Uhrzeit auf gar keinen Fall mehr nachlegen, weil ich dann die ganze Nacht wachliege
Aus Soldarität noch zwei (!) Knalltrompeten durch den Arsch geblasen
Die gute Brühwarme schön keramisch geschmeidich reim ins Leuwenmoylchen gießen
Sattelt ihr um die Zeit auch nochmal das schwarze Wildpferd auf?
BEI ALLEN 76 BASAREN VON STAMBUL! DER BRÜLLER VON EBEN HAT GEKNALLT
Schön die Mandeln abflexen, da ich so gierig auf den Torpedo war. Egal, wenn ich nachlad mach ichs nochmal.
gerade eingeschissen
ähm
scherz
brüllend komischst in die Milz gehonkt
ICH WILL ZU EIM KARFEEE, ABER KAIN LADENS HABZ AUFFF
i schlonz heut durch, ihr so!?
gerade auch noch einen geknüppelt
Den Wecker früher stellen, damit mal eher schlontzzen kann!!! Schliesslich können wir nachts keinen rwim saifne
Morgen früh wieder Black Essig in den Wechselbalg aufbocken was LHERUTERP

Texte: Andreas Unteregge, Bastian Borstell, Ben Mertens, Benjamin Kindervatter, Christoph d’Aube, Daniel Rapoport, Elisabeth Heide, Ella Gülden, Fabo Hotzenplotz, Filip Olmak, Jan Dobritius, Jessica Ramczik, Jo Goldmund, John Osinski, Julia Meta Müller, Katharina Schmidt, Kevin Hofius, Lean N. B. Völkering, Lisa Li, Marius Beise, Mark-Stefan Tietze, Martin Albrich, Mercedes Nabert, Mönch Meier, Robert Friedrich von Cube, Rosa Maria Stein, Sebastian Albin, Senneberg Lutz, Tom Schommsen, Wiebke Kämpf, Wulian Jagner, Yan Theodor Weißmann

Skript, Schnitt: Claus Caraut
Titel: Andreas V. Weber
Sprecher*innen: Andreas M. Lugauer, Andreas Unteregge, Anna Housa, Ben Mertens, Bernd Pflaum, Elisabeth Heide, Ella Gülden, John Osinski, Julia Meta Müller, Katharina Schmidt, Lean B. Völkering, Lisa Li, Margret Bernreuther, Mark-Stefan Tietze, Robert von Cube, Sandy Malitzki, Sebastian Albin, Timo Möller, Wiebke Kämpf

Epilog (Web Exclusive):

Texte: Annebert Lassdas, Li Almereyda, Luise Braun, Maurizio Massaro, Roman Wilh, Sebastian Koch

Skript, Schnitt: Claus Caraut
Sprecher: Christian Y. Schmidt

Mina Reischer: Nikolai Iwanowitsch, Du hast mich ins Licht geführt

What if someone smart is not at hand

When I need to come up with masterplan

Its okay, by now its in my head

And Ill ask my myself what would you have said.

Ich bin zu zaghaft, zu schüchtern, zu verschlossen, zu misstrauisch.

Ich habe kein Glück, gehöre aber wenigstens zu den Schwachen, die versuchen, sich zu verteidigen. Was wenn mein Ziel außerhalb der Grenzen des Erreichbaren, weit hinter der Front des Lebens liegt?

Das sind nicht Deine Sätze. Das Glück ist, glaube ich, sehr alt. Etwas, was wir mit uns tragen und was man immer wieder ausgraben muss.

Es ausgraben?

Ja. Unter all dem Schutt, der dabei zu Tage tritt, entdeckt man zunächst mal diese dicke Kruste. Wer es schafft, bis dorthin zu kommen und die abkratzt, kann für eine Millisekunde eins sein mit  dem Raum und der Zeit und sich selbst. Wann das geschieht, ist unvorhersehbar. Aber auch das nenne ich Glück, dass wir nicht nur betonmäßig stabil herumstehen müssen, sondern auch graben und kratzen dürfen. Ein großes Wagnis. Wir müssen wagen. Ohne zu wagen gelangen wir nicht zum Glück.

I should not be alone.

Calm down!

I should not be alone.

Calm down! Du weißt doch genau, dass es menschlich nach unten geht. Es gibt kaum eine Hürde, die niedriger ist. Die Wahrscheinlichkeit zu fallen wächst bekanntlich, wenn man sich sagt, dass man nicht fallen darf. Nur Du kannst Deine internen Probleme lösen.

Ich neige dazu zu idealisieren. Ich werde nie vergessen. Diese Sekunde werde ich nie vergessen. Das stand im Raum, dann sagt er es einfach: Zack. Wir brauchen noch zwei. Zwei mal zwei. Zwei mal vier. Und es gab dieses Lächeln. Kästnergedicht: In dieser Nacht trug ich alles Leid der Welt.

Calm down! Erkenntnis ist ein „Für Sich“ und durchfließt nur einen nicht verzweifelten Menschen spontan, weil sie das Grundwasser des Lebens ist. Für den Prozess sind abschließbare Türen wesentlich. Erst wenn die Tür fest hinter Dir schließt, öffnet sich auch dieser innere Brunnen.

Das Gefühl von der Luft vollständig abgesperrt zu sein, verursacht in mir Schwindel. Und ich merke, dass sich doch nichts dreht.

Wach auf! Es ist Zeit.

I should not be alone. Ihr könnt mich zum Grabe tragen.

Wach auf! Zwischen Deinem Schwarz und meinem Rot liegt noch mindestens Grün minus Blau. Ein ganzes, unendlich weites Spektrum. Ein Zeichen von Vereinsamung ist es, wenn da nichts mehr an Farbe ist, so dass Du immer denkst, sie haben Dich vergessen. Sie vergessen nicht nur Dich, sie vergessen so vieles: Wenn bis Samstag Vormittag niemand im Haus die Zeitung vom Donnerstag vom Treppenabsatz mitgenommen hatte, gingen wir davon aus, dass sie uns gehört.  Aneignung nach Zeitablauf. Von Ewigkeit zu Ewigkeit ist es immer gleich lange still. Deshalb muss sie auch mal ablaufen, die Zeit. Die Zeiger allerdings drehen sich immer weiter, unaufhörlich im Kreis.

I should not be alone. Der Weg zum Nebenmenschen scheint für mich sehr lang. Und unaufhörlich anstrengend.

Dann solltest Du Deinen Kreis noch mehr einschränken. Überhaupt solltest Du immer wieder nachprüfen, ob Du Dich außerhalb Deines Kreises versteckt hältst. Fast alle, die hier arbeiten, sind am Einknicken, haben den Rand ihrer Möglichkeiten bereits erreicht. Keiner Deiner Arbeitgeber liest Deine Gedanken. Das Geschehene kann nie rückgängig gemacht, sondern nur getrübt werden. Sobald diese chaotische, undurchsichtige Phase vorbei ist, teile mir bitte Deine neue Adresse mit.

Nikolai Iwanowitsch, wie schön, dass Du geboren bist.

Unendlich sehr vermiss ich Dich, im Herzen fest behalt ich Dich.

Du hast mich ins Licht geführt, für Deine Farben dank ich Dir.

Da hast Du also gestanden, an einer Mauer gelehnt, eine Zigarre in der Hosentasche. An diesem Tag hast Du mir einen Bogen geformt, der beinahe ein Kreis ist. Das war ein großes Glück. Anmaßung von Wirklichkeit: Im Nachhinein würde ich sogar behaupten dieser Moment war besonders wirklich. Der Kreis, der keiner ist, hat eine winzige Öffnung, ganz unscheinbar. Dort gelangt die Unruhe hinein, die stetig nach einem Ausgleich sucht. Die Technik des Lebens ist  eigenartig. Durch Auferlegung einer allzu großen oder vielmehr aller Verantwortung erdrückst Du Dich.

Musik: Felix Foerster

Mina Reischer: Der Kuckuck wird nass

Ich hab geträumt, das war so ein altes Haus. Es sah irgendwie aus wie ein Museum. Und da gab es dann eine geheime Nebentür und ein riesiges Bett. 

Und da hab ich dann übernachtet. Seltsam. 

Und als ich eingeschlafen bin, hab ich gemerkt, dass dieses Zimmer auch irgendwie in meiner Arbeit ist und alle an meinem Bett standen und mir erzählt haben, dass es eine Schmetterlingsplage gab und ich komplett in Schmetterlingen eingeschmettert war, aber…

Wenn Kälte in mir hochsteigt und es Nacht wird.

You, you pass. You pass my right-hand side alright.

You would worry not. You would worry not, if a car hit the tender spot.

You would walk a line. You would spin my spine.

You would collapse into the Rhine.

You’re absolutely right. You’re on the side. 

You went light, all of mine.

Ich bin überzeugt, Europa.

Be critical out.

Ich glaube Europa.

The alarms won’t stop.

Ich bin überzeugt, Europa.

She told me I’m alright, that in another we’ll arrive.

Ich habe Dir geglaubt, Europa.

This house is empty. Are we leaving?

I’m haunted by the idea of spending a good life.

Mein einziger Kritikpunkt ist, dass das Schicksal es ständig zu gut mit mir meinte. 

Die Zeit vergeht. Könnte es sein, dass Du das nie geglaubt hast? Die Gegenwart wird immer vernachlässigt, um der Zukunft willen. Du hast mich gelehrt misstrauisch zu sein gegen die Leute, die von Zukunft sprechen. Und nun, nun sprichst Du es selbst aus. Und mit einer Stimme, mit einem Ernst, der mir fremd ist. Es klingt als ob ein anderer es sagt, so bekannt klingt es und doch, indem Du es sagst, für mich so fremd. Andere sprechen aus Dir, das macht mir Angst,

Ich bin überzeugt, Europa. – Was Du alles werden willst.

Ich glaube, Europa. – Da zahlst Du Strafe, wenn Du zu viel gewollt hast.

Ich bin überzeugt, Europa. – Ich sehe sie ganz viel. Ich sehe etwas, was Du nicht siehst.

Ich habe Dir geglaubt, Europa. – Und das ist etwas ganz Neues.

Der Himmel war schon lang nicht mehr so himmelblau.

Ich liebe die Nacht. Ich liebe die Nacht. Ich liebe die Nacht, ich liebe die Nacht. Ich liebe die Nacht. Ich liebe, wenn es dunkel wird.

Mein Recht auf Nacht ist mein Recht auf Schatten. Ich liebe die Nacht.

I’m haunted by the idea of spending a good life.

Ich habe Dir geglaubt, Europa.

Willst Du nicht mehr sprechen? Bist Du nun müde? Schließe Deine Augen. Atme einmal tief ein und einmal tief aus. Sieh mich an und sage mir: Bist Du müde? Und dann sieh mich nicht mehr an und beschreibe mich.

Das musst Du jetzt genießen.

Ich habe Dir geglaubt, Europa.

Setz Dich hin.

Du musst das jetzt genießen.

Wir sitzen und warten, dass es Mitternacht wird.

Enjoy your worries. You may never have them again. You may never have them again.

Ich habe Dir geglaubt, Europa.

Enjoy your worries. You may never have them again.

Ich habe Dir geglaubt, Europa.

So enjoy your worries. You may never have them again.

Das Geschrei von unten ist unerträglich. Ich will Dich gar nicht finden. Ich will Dich gar nicht finden. 

Took me longer than I needed. Let’s never get back to that. I climbed hills to see you. Let’s not go back to that. My friend, this month ain’t fucking easy.

Der Himmel war schon lang nicht mehr so himmelblau.

Nichts im Kosmos ist so einsam wie die einander umkreisenden Ichs. Und doch komme ich mir mit mir allein nun übrig vor.

So ist es wie es scheint.
So ist es wie es scheint
So ist es wie es scheint.

Die Distanz vergrößern wir durch unser Benehmen.

Ich habe Dir geglaubt.

Andii Weber: Es braucht nur ein paar Rosen, um einen ganzen Staat zu zersetzen

Napoleon Bonaparte im Spiegelgespräch

Napoleon Bonaparte, Kultmegaloman in kleiner Uniform, sitzt in einer Hollywoodschaukel auf seiner Terasse. Seit seiner Niederlage bei Waterloo hat man ihn nicht mehr so entschleunigt gesehen. Er scheint in Gedanken versunken, in seinem Gesicht zuckt kein Muskel. Nur wenn er einen Schluck aus der halben Kokusnuss mit Strohalm nimmt, die ihn sein Familienminister vor dem Gespräch bereitgestellt hat, verzieht sich seine Miene: Es scheint nicht zu schmecken. Die Stille von St.Helena, einer kleinen Insel im Pazifik, scheint Napoleon geradezu zur Ruhe zu verdammen. Doch innerlich lodert seine Flamme weiter, wie er uns im Interview verrät. Ein Gespräch über Abgeschiedenheit, Gartenarbeit, die Fragilität von Macht und über Punk.

SPIEGEL: Herr Bonaparte, dies sind schwierige Zeiten, Ich habe schon viele Interviews geführt, aber dies ist das erste, bei dem ich eineinhalb Meter abstand halten muss.

Napoleon: Ja, schwierige Zeiten in der Tat, schwierige Zeiten. (blickt verträumt auf die Vulkanspitzen)

SPIEGEL: Aber ich möchte mich trotzdem ganz herzlich bedanken, dass sie sich die Zeit für uns genommen haben.

Napoleon: (lacht scharf und ironisch auf) Ja, bitteschön. Ich habe momentan eigentlich recht viel Zeit …

SPIEGEL: Danke

Napoleon: Ja, bitte.

SPIEGEL: Dankeschön, wirklich. das ist sehr … lieb.

Napoleon: Ja, zum Henker, bitteschön!

SPIEGEL: Danke! Sie sind ja schon einige Jahre hier in der Verbannung auf St. Helena. Was können wir als freie Europäer denn von Ihnen als unfreien Ex-Europäer lernen?

Napoleon: Wenn sie mich so fragen: Nichts.

SPIEGEL: Aber sie müssten doch der absolute Grand Expert in sachen Isolation sein. Wie halten sie es aus so ganz ab vom Weltgeschehen?

Napoleon: Sie sagen das mit so einem Unterton, das gefällt mir gar nicht!

SPIEGEL: Was meinen Sie?

Napoleon: Na das mit dem Grand Expert in Sachen Isolation. Sie wissen schon, das ich immernoch der Grand Impereur bin oder?

SPIEGEL: Ach so?

Napoleon: Natürlich! Zugegeben, mein Reich hat sich etwas verkleinert. Ich herrsche hier mit allem Pipapo und sogar Hofstaat über meinen Garten.

SPIEGEL: Ihren Garten?

Napoleon. Das hat mein Arzt empfohlen: Herr Empereur, hat er gesagt, gehen sie doch mal in den Garten und schneiden sie Rosen und Hibiskusblüten ab; Das hilft gegen die Langeweile und die Gicht. Ja, und das habe ich dann gemacht. Zuerst war das auch ganz fabelhaft: Ich habe diese stacheligen Blumen ganz herrlich gezähmt und mir unterworfen. Doch dieses Drecksgestrüpp ist einfach immer nachgewachsen! Sie müssen wissen, mein Garten ist sehr groß …

SPIEGEL: Lassen Sie mich da mal kritisch einhaken: Wie groß genau?

Napoleon: So groß (Napoleon zieht seine Hand aus seiner Hose und macht eine ausladende Bewegung).

SPIEGEL: Hat es eigentlich einen Grund, dass sie die Hand nicht mehr im Revers tragen, sondern in der Hose?

Napoleon: Hä?

SPIEGEL: Fahren sie fort!

Napoleon: Also die Rosenscheiße wuchs immer wieder nach und so befahl ich meinem Koch, dass er jeden Tag genau einen Daumen dick abschneiden solle von allen Rosen.

SPIEGEL: Ein solider Plan, wie mir scheint …

Napoleon: RUHE! Damit fing der Mist ja gerade erst an! Mein Koch war den ganzen Tag am Rosenschnibbeln. Denn wie ich bereits erwähnte, ist mein garten sooo … egal. Seine eigentlichen Schnibbelpflichten, die in der Küche nämlich, vernachlässigte er also sträflich. Was natürlich unverzeihlich ist.

SPIEGEL: Ja, und dann?

Napoleon. Naja dann habe ich meinen Innenminister zum Kochen geschickt, und meinen Arzt zum Koch in den Garten zum Rosenschnibbeln. Dadurch ist aber zum einen eine Vakanz im Innenministerium entstanden die ich umgehend mit dem Minister für Digitales und Infrastruktur auffüllen musste und meinen zweiten General, eine Schnarchnase vor dem Herrn übrigens, habe ich beordert, meine täglichen Arztvisiten abzuhalten.

SPIEGEL: Interessant …

Napoleon: Ich bin noch nicht fertig! Durch diese Rochaden entstand in meinem (macht ein verächtliches Gesicht) “Parlament” ein Machtvakuum und löste eine kleine Regierungskrise aus. Und jetzt habe ich Rosen mit perfekten Blutwerten und einen 5G-Funkturm in meinem Wohnzimmer und muss mir bei jeder Arztvisite anhören, dass es das beste gegen meine Gicht wäre, wenn ich mir beide Beine amputieren ließe.

Sie sehen an diesem Beispiel, wie fragil Macht ist: Es braucht nur ein paar Rosen, um einen ganzen Staat zu zersetzen. Diese Engländer können ihnen davon ein Liedchen singen.

SPIEGEL: Es scheint mir so, als würde ihnen nicht langweilig werden, trotz der Verbannung in die absolute Abgeschiedenheit.

Napoleon: Was reden sie da? Es ist dermaßen fade. Ich möchte etwas singen!

SPIEGEL: Aber …

Napoleon: I’m so bored with St.Helen
I’m so bored with St.Helen
But what can I do?

SPIEGEL: Sind sie ein Punk, Herr Bonaparte?

Napoleon: Was erlauben sie sich?

SPIEGEL: Entschuldigung, dumme Frage.

Napoleon: Ja.

Spiegel. Verzeihung.

Napoleon. Schon gut.

SPIEGEL: Anders gefragt: Rosenschneiden, Regierungsgeschäfte, Arztvisiten. Bleibt da überhaupt noch Zeit, die Stille von St.Helena zu genießen?

Napoleon. Was ist denn das nun wieder für eine Frage? Was meinen sie, warum ich das alles mache? Meinen sie wohl, ich wäre hier zum Spaß? Ich schlage hier meine letzte Schlacht. Die schlacht gegen die Langeweile, die Stille. Also möchte ich durchaus sagen, dass ich erfolgreich bin, trotz der ganzen Amateure um mich herum. Entourage, entourage! ich kann es nicht mehr hören! Wuseln ständig in meinem schönen Garten herum und bringen alles durcheinander.

SPIEGEL: Wie lebt es sich denn so im Hause Bonaparte im Südatlantik?

Napoleon: Naja, ich habe einen sehr großen Hut und ein sehr kleines Bett. daneben versuche ich meine Memoiren zu schreiben. Und von wegen Abgeschiedenheit! Ganz im Gegenteil: Sie wissen ja gar nicht wie viele Touristen Täglich, stündlich versuchen in mein Anwesen zu gelangen, um mich zu begaffen. Das ist die eigentliche Demütigung: Die Romantisiereung meiner Abgeschiedenheit durch dahergelaufene Taugenichtse, die mir beim verschimmeln zuschauen wollen. PACK!

Und so versuche ich mich noch weiter zurückzuziehen: Ich gehe nur noch aus dem Hause, wenn es gar nicht anders geht. Und eigentlich geht es immer anders. Man braucht halt nur einen funktionierenden Hofstaat, dann kann man auch zu hause bleiben.

SPIEGEL: Viele Menschen, die momentan in Isolation leben, würden dem vielleicht entgegenen, dass sie keinen funktionierenden Hofstaat zu Hause haben. Haben sie den Realitätsbezug verloren, Herr Bonaparte?

Napoleon: Nein.

Andii Weber: Der Wirtschaftstraum

Prolog

Im Hintergrund blubbert ein Aquarium und man kann eine Nachrichtensendung aus dem Fernseher hören.

Kind: Und was ist, wenn das Aquarium mal nicht mehr reicht für die ganzen kleinen Guppies?

Vater: Dann fressen die sich gegenseitig auf.

Aus dem Fernseher spricht Bush senior:
„Our way of life is not negotiable“


Schlafengehen

Es war ein schöner Tag, denn Friedrich Merz hat heute viele Dinge getan. Er hat mit vielen wichtigen Menschen gesprochen und ihnen die Welt merzsplained. Menschen, die fast so wichtig und reich sind, wie Friedrich Merz. Friedrich Merz ist stolz auf Friedrich Merz. Er hat sich heute sehr stark für Deutschland eingesetzt und jetzt hat er sich seinen Schönheitsschlaf redlich verdient. Friedrich zieht seine Rolex aus, legt sie behutsam neben sein Bett und cremt sich mit seiner Nachtcreme und Trüffelstaub ein. Er klatscht drei mal und das Licht geht aus. Friedrich Merz zieht langsam seine Socken von seinen schönen Füßen ab und massiert sich noch ein bisschen. In Friedrich Merzens Zimmer verbreitet sich der himmlische Duft von Trüffelstaub. Friedrich Merz massiert sich ins Reich der Träume, in eine andere Welt; Denn eine bessere Welt ist möglich, nämlich in Friedrich Merz.


Traumreise

Du wirst still und ruhig
Du atmest tief ein
Du bist aus Gold
Stelle dir vor, vor dir schwebt eine Kugel aus Scheinen
Mit jedem Atemzug nimmst du Geld in dich auf
Mit jedem Ausatmen spülst du Sorgen und Nöte aus deinem Körper
Sorgen und Nöte brauchst du nicht
Denn du bist reich

Ein strahlender Astralkörper aus
Geld, Macht und Diamant
Diamant, Macht und Geld
Macht, Diamant und Geld
Geld, Diamant und Macht.
Du bist
Friedrich Merz


Das Webinar

Hallo Leute, hier ist wieder euer Kevin Weh, mit einem weiteren Tutorialvideo zum Thema Vermögenaufbau, Lifecoaching und Skilltraining. Heute erklär ich euch die zwei fundamentalen Dinge und Eigenschaften, die reiche Leute haben und arme Leute nicht und wie auch Ihr diese fundamentalen Eigenschaften trainieren könnt, um auch einmal so reich zu werden, wie reiche Leute, Leute.

Und zwar machen die meisten armen Leute einen Fehler, Leute: Sie denken zu viel darüber nach, wie arm sie sind. Reiche Leute machen das nicht. Die denken vielleicht darüber nach, wie viel Geld sie haben. Und genau das ist der Schlüssel, Leute. Leute, wenn ihr genug über euren Reichtum nachdenkt, dann geht es euch automatisch besser. Probiert es mal aus.

und jetzt fragen vielleicht einige: “Kevin, aber ich hab doch gar kein Geld, über das ich nachdenken kann.” Dann sag ich dir: “Ja, das hab ich mir schon gedacht. Aber ein weiser Chinese hat mal gesagt: Geld stinkt nicht. Oder Winnetou, der hat auch gesagt: Erst wenn der letzte Cent gespart, der letzte Sparstrumpf zugenäht und das letzte Sparschwein getöpfert ist, werdet ihr merken, dass man Immobilienrenditen nicht geschenkt bekommt. Und genau da musst du hin!

Nächster Punkt: Die Einstellung, das Mindset. Das ist so un-glaub-lich wich-tich. Was meine ich damit? Naja, stellt euch mal vor, der Chef der Deutschen Bank würde so wie ihr gerade ein Webinar zum Geldverdienen besuchen. Das wäre ja lächerlich! Aber der Chef der Deutschen Bank hat es nicht nötig, ein Webinar zu besuchen, weil er ohnehin schon eine Rolex und einen Lambo fährt. Und das könnt ihr auch, wenn ihr euch selbstständig macht! Deswegen Leute, mein Tipp für Euch: Kauft euch eine Rolex und einen Lambo! Wenn ihr dann damit bei der Deutschen Bank vorfahrt, dann denken die sich: “Oho, hier kommt der Chef!” und geben euch alles Geld von alleine.

Das war es auch schon wieder für die KW 3 von mir, nächstes Mal möchte ich mit Euch über ein sehr unbeliebtes Thema reden, über das sich viel zu wenige trauen, zu sprechen. Aber Leute, das ist ganz normal und da braucht man sich nicht zu schämen! Und zwar gibt es nächste woche ein Video zum Thema Investitionsstau.


Millenialgespräch #2

A: Und, was machst du so?

B: Ich studier!

A: Ach cool, ich auch!

B: Nice! Und was?

A: BWL, und du

B: Das ist ja krass, ich auch!

A: Echt?

B: Ja.

A: Das glaub ich aber jetzt nicht!

B: Doch!

A: Und in welchem Semester bist du?

B: Im Zweiten.

A: Krass, ich auch!

B: Cool!

A: Was willste denn später mal werden?

B: Na, Betriebswirtin!

A: Cool, ich auch … also Betriebswirt

B: Ich hab ja schon als kleines Mädchen davon geträumt, Betriebswirtin zu werden. So als meine Kindergartenfreunde alle mit Pferdefiguren und Ritterburgen gespielt haben, saß ich da und hab betriebswirtet.

A. Krass, das ist schon ungewönlich.

B: Ja denk ich halt auch voll. Und das geile ist: Meine ganzen Kindergartenfreunde sind jetzt auch Betriebswirte, aber das wollten die halt nie. Und ich, ich hab jetzt meinen absoluten Traumjob, hehe. Wie war das dann bei dir? Weißt du noch den Moment wo du Betriebswirt werden wolltest?

A: Ich glaube, mich hat ein Betriebswirt mal aus ’nem brenneden Haus gerettet.

B: Echt?

A: Also ich glaub es war ein Betriebswirt … Könnt‘ auch ein Volkswirt gewesen sein.


Umweltschutz

im Winter ziehen sie wieder gen Süden, die Schwärme von Backpackern, die den halben Globus umrundet haben, bis sie endlich hier in Australien ankommen. Zu tausenden tummeln sich die Packer auf so genannten Campingplätzen und suchen nach einem Nistplatz für den Winter.

in den letzten Jahren wird ihr Lebensraum leider immer knapper: Waldbrände, Flächenrodung und der Klimaandel setzt der Backpackerpopulation schwer zu.

Doch einige freiwillige Helfer wie Miedrich Frerz wollen die Backpacker nicht aufgeben. Sie sammeln die jungen Backpackerexemplare auf, die bei der Nachrungssuche vom Baum gefallen sind oder Brandverletzungen von den Buschbränden davongetragen haben und bringen sie in die Workandtravelstationen, um sie wieder vorsichtig aufzupäppeln. Frerz muss dabei behutsam vorgehen: Oft sind die Jungtiere sehr verschreckt, versuchen auszubrechen und finden in der unwirtlichen Gegend aus Asche, Potte und Kies ihren sicheren Tod.

Dieses Exemplar ist schon ein halbes Jahr bei Frerz. Heute ist sein großer Tag; Sicher in eine Transportbox verpackt geht es in das aufgeforstete Dschungelreservat, wo genügend Nahrung gibt und unser Backpacker genügend Freiraum hat, sich selbst zu finden.


Merzmantra

Om, ich verneige mich vor den trüffelduftenden Lotusfüßen des Friedrich Merz,
der das freudvolle Wissen über das eigene Selbst enthüllende,
ein völliges Wohlergehen bringende Dschungel-Schamane.
Er heilt das schrecklichste Gift namens Neuverschuldung.
Der Oberkörper von menschlicher Gestalt,
der Unterkörper ziegenfüßig.
eine Rolex, ein Wertpapier und
und ein Muschelhorn tragend,
1000 strahlende Köpfe habend,
vor Friedrich Merz verneige ich mich. Om.


Vor dem Chef

– Chef, ich bräuchte am kommenden Mittwoch einen Sonderurlaub

– Nein.

– Aber … da muss ich auf die Beerdigung von einem guten Freund von mir!

– Ich sagte doch: Nein.

– Wieso denn nicht?

– Sie wissen ganz genau, dass wir in KW3 eine Deadline haben.


Vor Gott

Jugendlicher: Boah Gott alter, wieso hascht des gmacht?

Gott: Was, mein Sohn?

Jugendlicher: Naja das mit dem “gehet hin und mehret euch.” War doch klar, dass das nicht ewig gut geht. schonmal was von Grenzen des Wachstums gehört? Warum musste das sein?

Gott: Wegen der Freiheit.

Jugendlicher: Was Freiheit, Bruder?

Gott: Freie Fahrt für freie Bürger.  Anything goes. Failing is not an option. Die unsichtbare Hand des Marktes regelt alles! Ich habe es getan, weil es ging, verstehste? 

Jugendlicher: Ok, Boomer.


die Trempelreinigung

Das Stadtfest war nahe und Jesus zog nach Roßtal hinauf. Auf dem Trempel  fand er Verkäufer von Eierkochern, CD-Haltern, Steinzeug und allerhand Krempel, die dort saßen.

Jesus: Was ist denn das?

Händler: Des is a Sdarwarsbaggform. Geil, gell?

Jesus: Was ist denn Star Wars?

Händler: Ja wie, sie kenna Griech der Schdänne ned?

Jesus: Ich fürchte, nein?

Händler:  Ja sach amol, leben sie hinderm Mond? Griech der Schdänne hald, da kämbfd der auserwälde Jediridder Luuch gecher seinen böser Vadder. Und des is gwasi a Baggform dazu. Damit ko man sich gwasi die dungle Seide der Machd als Guchn baggn.

Jesus:  Aha, und das hier?

Händler: Des is a so a Lerngombiuder.

Jesus: Schön! was ist denn ein Computer?

Petrus:  Komm, Herr, Zeit für eine Stärkung. Da vorne gibt es frische Würstchen vom Rost!

Händler: Ihr seids abber ned vo hier, gell?

Jesus und seine Jünger gingen also durch die Innenstadt mit einer Wurst in der Hand. Als sie aber an die Kirche kamen und Jesus sah, dass selbst im Kirchinnenhof getrödelt und gefeilscht wurde, wurde er zornig und bastelte sich aus dem Kabel eines Pürierstabes und einem Hirschgeweihkronleuchter einen Morgenstern und schlug den Trödelmarkt kurz und klein, bis auch der letzte Händler, der noch laufen konnte, vom Trempelmarkt vertrieben ward.
Da kamen die Polizisten zu ihm und frageten ihn:

Polizei: Hasd du noch alle Laddn am Zaun, Masder? Wer hadd dir denn erlaubd, hier auf die armen Bürcher einzudreschena?

Jesus:  Ich will Euch eine Frage stellen. Antwortet mir, dann werde ich Euch sagen, mit welcher Vollmacht ich das tue.

Polizei: Etzala bin ich abber gschbannd.

Jesus:   Stammte die Taufe des Johannes vom Himmel oder von der Erde? Antwortet mir!

Polizei: Etzala mal ganz ruich gell. Was is des überhaupts für a Frooch? Woher sollnan ich des wissena? Seh ich aus wie a Bfarrer oder wos?

Jesus: Dann sage ich auch nicht, mit welcher Vollmacht ich das getan habe.

So oder so ähnlich kam Jesus dann vors Gericht.


Dinge, die man nicht für Geld kaufen kann

– Sozialhilfeansprüche
– Atlantis
– Deine Mutter
– Diesen einen Ring
– Ein “E”
– Den Urknall
– Einen Lottogewinn
– Grönland


Science Fiction

Computer: “Seit die Menschen verschwunden sind, sind unsere Wachstumsraten drastisch angewachsen. Wir haben unseren Ausstoß an hochwertigen Bleisiften mit integrierten Radiergummi und Werbesiebdruck „Seniorenstift zur Linde“ um 35657% erhöht und sind in der lage 100.000 Tonnen Bleisifte pro Tagesquart allein im Werk Wolfenbüttel auszustoßen und beabsichtigen, unsere Produktion jedes Jahr zu verdoppeln. Die größte Herausforderung ist jedoch die Frage nach dem Endlager der Stifte.”


Merzkanon

Bruder Friedrich, Bruder Friedrich,
schläfst du noch? Schläfst du noch?
Hörst du nicht das klimpern? Hörst du nicht das klimpern?
Kling Klang Klung, Kling Klang Klung


Aufwachen

Heute ist ein guter Tag, denn Friedrich Merz ist gerade aufgestanden. Friedrich Merz blickt in den Spiegel und lächelt verführerisch, fast schon obszön. Aber elegant. Wenn man richtig hinsieht, dann funkelt Friedrich Merzens Haut in der goldenen Berliner Morgensonne. Was für ein Mann, dieser Friedrich, Wahnsinn! So strahlend wie die Sonne, so golden wie ägyptischer Grabschmuck.

Könnten doch nur alle Menschen wie Friedrich Merz sein, denkt Friedrich, dann gäbe es so viele Probleme auf der Welt nicht mehr: Armut, Hunger, Hartz vier; All das gäbe es nicht, wenn alle Leute wie Friedrich Merz wären. Überall nur funkelnde Diamanthaut und alle würden sich einsetzen für dieses geile Land. Warum verstehen das so viele Menschen nicht, wie geil dieses land, wie geil Friedrich Merz ist?  Friedrich kann es sich nicht erklären, aber das muss er ja nicht, schließlich ist er ja auch reich und Friedrich Merz. Aber Friedrich Merz hat Verständnis für die Anderen. Es ist ja leider eben nicht jeder wie Friedrich Merz.


Regie und Schnitt:
Lukas Münich

Beteiligte Sprecher*innen:
Verena Schmidt, Enrique Fiß, Anna Krestel,
Vincent Metzger, Bernadette Rauscher, Odai Albatal,
Christian Mosbacher, Vaha Candolucky, José Ortega

Musik:
Monplaisir, Scott Holmes, Navatman

Mina Reischer: Zur kleinen Wirtschaft

Hier und da, zwischen zwei Finsternissen, sah man ein Fragment.

Was ist das? Aus dem Nichts trifft mich ein Lichtstrahl. Ich kann in eine andere Welt hineinleuchten.

Don’t bother me with your delays. This town gave me too many lonely days.

Ruhe, Ruhe und nochmals Ruhe. Kann man sich denn hier nicht einmal konzentrieren: Ich will verreisen. Ich verreise jetzt. Ich bin jetzt verreist.

Ein Abwesender, den man ausschließlich gewohnheitsmäßig beweint, steht auch nicht mehr jeden Abend vor der Aufgabe uns für eine halbe Stunde das Wesentliche und das Bedeutsame zu sagen.

Tell us where you will go, my love. Tell us where you will go, my love.
Where will you go, my love? Where will you go?

Wir hätten mehr an seinen Sorgen teilnehmen müssen.

Wie genau hättest du das denn anstellen wollen? Ihm den Kopf rasieren und mit deinen bloßen Händen dann die nackte Schädeldecke berühren? Wenn einer so wenig kritische Grundhaltung zur Realität hat, sollte man sich auch nicht allzu sehr um ihn sorgen.

Aber mehr saufen hätten wir gemeinsam können während ihm seine Tränen ins Glas gefallen sind. Sie waren da gut aufgehoben. Jetzt aber musste er hinaus in die Welt: Ein anderes Wasser finden, wo er hineinweinen kann.

Papperlapapp! Dass ich nicht lache! Wenn ihm das Meer hier nicht reicht, dann hat ihn der Teufel mit dem Hauch seiner Einflüsterungen nur verwirrt. Der hat keine echten Sorgen, der nur irgendwo hineinweinen will.

Das Feuerwerk am Tage. Das Telefon, das klingelt. Das Krankenhaus, das anruft und sagt:
Wir haben ihn nicht begraben und wir haben ihn nicht verbrannt. Er muss also noch am Leben sein.

Was machen Sie da?

Ich will mir die Einschusslöcher vom Krieg noch einmal aus der Nähe anschauen.

Ich muss Sie auffordern, da sofort herauszusteigen.

Ich will gar nicht heraussteigen. Es handelt sich nämlich um ein heiliges Wasser.

Bitte steigen Sie sofort heraus. Sie ertrinken mir.

Das Krankenhaus, das anruft und sagt:
Ist es nicht besser in einer Pfütze zu ertrinken, als an seiner Verlassenheit zu ersticken?

Where will you go, my love? Where will you go?

Musik: Felix Foerster