Matt S. Bakausky: Der Geist

Um mich kreist ein Geist. Der mir alles Mögliche zeigt.

Tolle Autokennzeichen mit Schnapszahlen, Müll auf der Straße, Polizeiautos, traurig oder böse schauende Menschen …

Der Geist ist es, der mir all das zeigt.

Mal eine Katze, die hastig über die Fahrbahn läuft, mal die roten Lichter des Turms des Energieunternehmens, mal den Mond, mal eine Straßenlaterne.

Doch der Geist ist in letzter Zeit unzuverlässig geworden.

Wenn ich Musik höre über Kopfhörer und in der Straßenbahn sitze, zeigt mir der Geist Menschen, die über mich reden, schlechte Dinge sagen.

Ich mag den Geist nicht mehr besonders, früher waren wir Freunde.

Jetzt weckt er mich mitten in der Nacht auf und ich höre einen Nachbarn meinen Namen sagen. Oder ein lautes Hämmern im Haus.

Der Geist hat angefangen zu spuken.

Ich vermisse den freundlichen Geist, der mir Schnapszahlen auf der Uhr zeigte.
Der mir zeigte was ist.

Jetzt fühle ich mich durch den Geist gemobbt.
Ich würde ihn gerne loswerden, aber ich weiß nicht, ob das überhaupt geht.

Er zeigt mir noch manchmal ein gutes Buch, meistens zeigt er mir jedoch Geräusche im Haus. Eine Klospülung, ein Bohren, Stimmen. Er lässt mich weniger schlafen.

Ich kenne den Geist seit Jahrzehnten. Er war schon immer da. In letzter Zeit ist er unzuverlässig geworden.

Aber ohne ihn kann ich nicht.

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