Fabian Lenthe: Langeweile

Da ich nun schon seit sechzehn Stunden im Bett lag und außer, dass ich das Radio an und wieder aus, sowie lauter und leiser gestellt, nichts getan hatte, bis auf mir zwischenzeitlich ein großes Stück Salami abzuschneiden, auf dem ich gelangweilt herumkaute, beschloss ich den Rest des Tages ebenfalls nichts zu tun. Wenn ich es geschafft hätte im Schlaf zu sterben, wäre daran nichts verwerfliches gewesen.
Im Gegenteil, man hätte mir das Stück Salami aus dem Rachen entfernt und mich wie jeden anderen leblosen Gegenstand aus der Wohnung getragen. Vermutlich hätten die Angestellten der Möbelspedition bei Kaffee und Zigarette genervt auf die Uhr gesehen, weil sich der Fahrer des städtischen Bestattungsunternehmens ausgerechnet an diesem Tag für einen Umweg entschied. Dann wäre alles ganz schnell gegangen.

Sobald sich der Reißverschluss des Leichensackes über meinem Gesicht zugezogen hätte, wären die kläglichen Überreste meiner Existenz in einem großen, leeren LKW verschwunden, in dem noch mindestens zehn ähnliche Leben Platz gefunden hätten. Doch dann klingelte es an der Tür. Ich stand nicht sofort auf, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass ich zuhause sei, sondern setzte ein Fuß nach dem anderen auf den Boden, schlich mich zur Tür, und spähte durch den Türspion. Zu meiner Erleichterung war niemand zu sehen. Etwas Wichtiges konnte es ohnehin nicht gewesen sein. Für wichtige Dinge sind andere Leute zuständig. Leute, denen es nichts ausmacht sich mit wichtigen Dingen zu beschäftigen. Auf dem Weg zurück ins Bett schnitt ich mir noch ein extra großes Stück Salami ab, damit ich bis zum nächsten Morgen keinen Grund mehr hatte, um aufzustehen. Dann schlief ich ein.

Chris de Biel & die Lërchen – A bissl stirbt sichs jeden Tag

Doch, ich lieg hier angenehm,
die Nachbarschaft macht mir nichts aus.
Die Kissen sind aus Samt und Seide
und oben klatscht der Regen zum Applaus.

Sei nicht traurig, kleine Frau,
du hast noch nie um mich geweint
und jetzt bin ich wunschlos glücklich
weil sich die Erde über mir vereint.

Es war ja klar, dass es passiert,
es war schon lange nicht mehr gut.
Das Leben is a rechte Plag,
a bissl stirbt sichs jeden Tag.

Die Jahre ziehen so schnell vorbei
und schon bald kommst du zu mir.
I ruck rüber in meim Graberl,
unserm kalten, nassen, ewigen Quartier.

Und wenn dann am Jüngsten Tag
mich der Allerhöchste fragt,
ob alles leiwand wär bei mir
dann hab i die Antwort längst parat:

Es war ja klar, dass es passiert,
es war schon lange nicht mehr gut.
Das Leben is a rechte Plag,
a bissl stirbt sichs jeden Tag.


Lyrik (Sprecherin: Karin Rabhansl):


Lyrics: