Elmar Tannert: Säugetiere

Um was geht‘s da heute nochmal?
Um Säugetiere.
Also Tiere, die säugen? Schafe, Pferde … Meerschweinchen …
Ganz genau. Oder Affen … Wale, Delphine …
Aber warum heißen die Säugetiere?
Naja, weil sie halt säugen. Das hast du doch gerade selber gesagt!
Ja, schon … aber ich meine … die säugen doch nicht den ganzen Tag. Die machen doch auch noch andere Sachen. Trinken und fressen und so … oder schlafen … oder …
Aber das machen sie ja auch nicht den ganzen Tag!
Ja, ich weiß … aber säugen eben auch nicht.
Darauf kommt es doch überhaupt nicht an. Es geht ja nur darum, daß man sie von den Nicht-Säugern unterscheidet.
Aber bei den Säugetieren gibt es doch auch Nichtsäugetiere.
Hä? Wieso gibt es bei den Säugetieren Nichtsäugetiere? Bei den Säugetieren gibt es nur Säugetiere – sonst wären ja die Säugetiere keine Säugetiere!
Also sind deiner Ansicht nach zum Beispiel alle Rinder Säugetiere?
Ja, klar!
Die Stiere auch?
Die Stiere auch.
Wie soll denn ein Stier säugen? Das können doch bloß Kühe!
Ja, mein Gott – das ist doch wohl klar, daß nur die Säugetierweibchen säugen.
Und warum sind dann die Männchen trotzdem Säugetiere?
Ja, weil … weil … weil die gesäugt werden!
Dann müßten sie ja eigentlich Gesäugtwerdtiere heißen.
Das geht nicht, weil, die Weibchen werden ja auch gesäugt.
Dann müssen eben alle Säugetiere Gesäugtwerdtiere heißen.
Das klingt ja sowas von dämlich, Gesäugtwerdtiere.
Kann schon sein. Aber es ist korrekt. Wer Säugetiere sagt, meint nämlich in Wahrheit Säugetierinnen und schließt damit alle Männchen aus.
Dann sagen wir eben Saugetiere. Weil, saugen tun ja alle Tiere, die gesäugt werden.
Dann ist aber der Mensch nicht dabei. Der saugt doch auch und wird gesäugt.
Ok. Ich verstehe. Du willst es nicht anders. Ich verbiete hiermit ab sofort die Verwendung des Begriffs „Säugetiere“ und befehle, daß alle Tiere, die Muttermilch bekommen, sowie alle Menschen ab sofort Gesäugtwerdende heißen! Und jetzt – Schluß mit der Diskussion!
Ja, aber – die werden doch nicht ihr Leben lang den ganzen Tag nur gesäugt! Mit denen werden doch auch noch ganz viele andere Dinge gemacht – die werden zum Beispiel – äh, die werden –
Vollgelabert werden die! Von Idioten wie dir!
Vollgelabert? Womit?
Natürlich mit Lab.
Lab?
Weißt du nicht, was Lab ist? Das ist so ein Zeug, was im Käse drin ist – also aus Milch von Säugetie-, äh, von Gesäugtwerdenden –
– und das heißt, wenn man zu viel labert –
– nein, wenn du zu viel laberst, dann entsteht genau der Käse, den ich mir schon die ganze Zeit anhören muß.


Fabian Lenthe

Geboren 1985 in Nürnberg
Wohnhaft ebd.

Veröffentlichungen in div. Literaturmagazinen und Anthologien
(Mosaik/Syrinx/DreckSack/Maulhure/…)

Lyrikdebüt:
„In den Pfützen der Stadt wächst ein Stück Himmel“
Vertrieb über Rodneys Underground Press
www.undergroundpress.de


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Carolin Wabra

wer carrie bradshaw und karl marx als vorbilder nennt steckt wohl mittendrin in einer spätpubertären phase. die 29-jährige carolin wabra verarbeitet kindheitserinnerungen, sozialistische erziehungsfehler und den alltäglichen lebenswahnsinn in ihren texten. dies sind ihre ersten literarischen schreibversuche vor publikum.


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Theobald O.J. Fuchs

Theobald Otto Johann Fuchs kam 1969 im schönen Dörfchen Artelshofen im oberen Pegnitztal auf die Welt. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Hersbruck zog er hinaus in die Welt und studierte Mathematik und Physik, bis er 1998 in Erlangen zum Doktor promovierte.
Fuchs tritt seit 15 Jahren regelmäßig als Verfasser von Hörspielen, Moderator verschiedener populärwissenschaftlicher Sendungen und Darbieter von Lichtbildvorträgen (»Tschernobyl«, »Die Zukunft der Vergangenheit«, »Das Gender-Gap in den MINT-Fächern« u.a.) in Erscheinung.
Seit 1997 schreibt Fuchs zudem Glossen für die Satirezeitschrift Salbader. Ein wenig später begann er, im Magazin TITANIC unter der Rubrik »Vom Fachmann für Kenner« lustige Miniaturen zu veröffentlichen, Beiträge für die Kolumne »Fürther Freiheit« in den Fürther Nachrichten zu erdichten und Glossen an die Tageszeitung taz zu schicken. 2014 gewann Fuchs mit seiner Geschichte »Der Tote im Wehr« den ersten Jurypreis des Fränkischen Krimipreises.
Dies ließ beim Nürnberger Magazin CURT den Wunsch aufkommen, monatlich eine bebilderte Kolumne aus seiner Feder abzudrucken. Ein Wunsch, dem Fuchs seitdem in enger Zusammenarbeit mit der Fotografin Katharina Winter gernstens nachkommt.
Es folgten zahlreiche Beiträge zu Kriminalkurzgeschichtenanthologien aus der Reihe Tatort Franken und anderen. Im Juli 2016 erschien Fuchs‘ erster Kriminalroman »Niemand ruht ewig«, im Dezember 2017 der zweite mit dem einprägsamen Titel »Altstädter Friedhof in Erlangen, 14. Mai, 10 Uhr 30, meine 35. Beerdigung, die zahlreichen Nachkommen streiten am Grab um den Fernsehsessel des 73-Jährigen«. Aktuell ist im Juni 2018 von Fuchs der Kurzkrimi »Kumpels über den Tod hinaus« in der Anthologie »Fränkischer Krimisommer« bei ars vivendi erschienen.


Theobald Fuchs bei EBMD:

Theobald Fuchs‘ Hörspielreihe „Untot in Gostenhof“:

Lena Kratzer

 
Magdalena Kratzer, 1982 geboren in Landshut, hat Soziale Arbeit in Nürnberg, Theater- und Medienwissenschaften und Germanistik in Erlangen und Dokumentarfilmregie an der Filmarche in Berlin studiert. Seit 2016 wohnt sie wieder in Nürnberg und ist dort in der Schulbibliothek eines Nürnberger Gymnasiums als Bibliothekspädagogin tätig. Über das Jahr hinweg begleitet sie, als Teil des Nürnberger Kerzenwerkstatt Kollektivs, eine Kerzenwerkstatt aus dem 19. Jahrhundert im Wandel der Zeit mit der Kamera. Im Sommer sitzt sie am liebsten im Cafe Regina oder im Kiosk Rosenau, trinkt eisgekühlte Club Mate und schreibt an ihrem Roman „Die Lichter von Marseille“.


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Lisa Neher

Als Kurt Cobain 1994 den Stab im Staffellauf des Lebens weiterreichte, stieg die Einwohnerzahl eines kleinen Allgäuer Dorfs von circa 83 auf circa 84 Menschen. Dort, mit Löwenzahnfeldern in den Ohren und Kuhglocken zwischen den Zehen, wuchs Lisa Neher auf – wohlbehütet wie das Smartphone einer Vierzehnjährigen. Orte wie dieser, die vom öffentlichen Verkehrsmittel namens Bus nur zwei mal wochentäglich angesteuert werden (7:00 Uhr früh und 13:30 Uhr mittags), fördern die Kreativität und außerdem das Interesse für Literatur und Musik ungemein. Zumindest bei L.N. – also zog sie 2014 nach Nürnberg, um Kommunikationsdesign zu studieren, im Musikverein tätig zu sein und Bücher in der Buchhandlung Jakob an die richtigen Menschen zu verteilen.


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Claus Caraut

Claus Caraut (*89 in Kitzingen) ist ein mäßig bekannter Buchdichter, Filmliebhaber, Hellseher, Schausteller, Podcäster, Feuerschlucker, Steher, Nasenbohrer, Sittenstrolch, Löwenbändiger und Astronaut aus Oberscheinfeld. Sein Buch „Ein Buch das nicht wüsste, weshalb es RENEN heißen sollte“ verkaufte sich. Er hat schon bei ein-zwei interessanten Sachen mitgemacht, wie dem Titanic-Magazin oder seiner eigenen Lesebühne „Das Blutige Telefonbuch“ und im Internet war er auch schon einmal. Im letzten Jahr hat er eine eskapistische Wachsschallplatte aufgenommen. Titel: „2017 – Ein scheiß Jahr in scheiß Liedern“. Obwohl Claus Caraut sein Leben ganz der Lyrik geweiht hat, schreibt er gerade an seinem ersten griechischen Heldenepos „Karius und Daktylus“, auf das auch wieder niemand gewartet hat.

Manchmal wird er mit Klaus Gradaus oder Gerwin Weinknoth verwechselt.
Das hat seinen Grund.
Foto: Felix Schmid

Claus Caraut bei EBMD: