Şafak Sarıçiçek: Wodnew

Die Kartographen haben uns verschlafen.

Prolog

„Sie sollen Ihren Namen nennen.“
„Anton Wodnew.“
„Wo wurden sie geboren und in welchem Jahr?“, übersetzt die Dolmetscherin.
„St. Nichts-Burg, 1. Oktober 1994.“
„Sprechen Sie mir nach. Hiermit schwöre ich die Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen.“
Ich spreche es nach, laut und deutlich.
„Setzen Sie sich.“

Der Richter aus dem Tao-Land blickt mich ernst an. Ich blicke unbeeindruckt zurück.

Sie wollen jetzt selbstverständlich wissen, wie ich, gebürtiger Wodnew aus Groß-Nordland, vor einem Tao-Land-Gericht gelandet bin.

Dazu müssen wir nach St. Nichts-Burg zurück. Und zwar viele Wochen. Wochen, die ich in ihrem Verlauf so nicht erwartet hätte. Nicht in meinen absonderlichsten Träumen. Das ist ganz ernst gemeint: Gestern etwa träumte ich von einem Groß-Nordland-Agenten, der eine Matrjoschka war und auseinandergezogen wurde und dessen kleinere Imitate beständig Reigen tanzten, mit Trunkenheitsflaschen in der Hand. Nein, was mir die vergangenen Wochen zustieß, ließ meine Träume alt aussehen.

TEIL I

St. Nichts- Burg

Wie schon gesagt, bin ich im immerzu frierenden Osten Groß-Nordlands, in St. Nichts-Burg geboren. Irgendwann muss die staatliche Kartographiebehörde unsere Stadt vergessen haben. Ich stelle mir vor, wie der für unseren Bezirk zuständige Beamte, kurz vor der Verzeichnung meiner Heimatstadt, einen Krampf in der Wade bekommt, der ihn schon ewig plagt und jetzt sein Fass zum Überlaufen bringt. Der gehässige Beamte beschließt, die nächste zu registrierende Stadt zu vergessen.
So muss es gewesen sein. Meine Kindheit, wie auch meine Jugendjahre verliefen zum größten Teil in diesem blinden Fleck der Weltkarte. In der Umgebung gab es einfach nichts, was für einen jungen Mann wie mich von Interesse gewesen wäre. An der Stadtgrenze sollte stehen: „Willkommen in St. Nichts-Burg. Eine famose Lebenszeit im Nichtstun erwartet Sie. Ihre  Bürgermeisterin. P.S: Wie haben Sie nur hergefunden? Die Kartographen haben uns verschlafen.“

Meine Mutter starb, als ich noch sehr klein war. Darum kann ich mich nicht an sie erinnern. Wie Sie sehen, ist es so eine Sache mit der Erinnerung in St. Nichts-Burg.

Ich weine meiner Mutter nicht nach. Es erfüllt mich nur mit einer ständigen Wut.
Früh habe ich verstanden, was die Welt für ein hungriger Ort ist, essen oder gefressen werden, auch wenn Sie das als gebildetes Publikum vielleicht belächeln.

Es ist mir äußerst zuwider, belächelt zu werden.

Dem Lachen entkomme ich zumeist, indem ich mitlache. Nur manchmal gelingt es mir nicht und Entsetzen erfasst mich, weil man mein wahres Abbild sehen könnte.

Sehen Sie, ich habe manchmal kuriose Gedanken. 

Und ich habe mich in meinem Inneren schon immer für ein Krokodil gehalten.

Denken Sie jetzt nicht, ich habe den Verstand verloren. Nein, biegen Sie ihre Mundwinkel nicht zu diesem höhnischen Lachen. Ich will mich kurz erklären.

Für mich ist das Krokodil ein Jäger, der zum Gejagten wurde. Ein wahrer Herrscher, den man in Käfige steckte, als Delikatesse verzehrte, zu einer Kinderattraktion verkommen ließ. 

Ein König in Fesseln. Ein Prädator, den man fälschlicherweise nach St. Nichts-Burg verschiffte, weil ein Beamter mit einem fiesen Krampf in der Wade zwischenzeitlich wohl in das Ministerium für Zooangelegenheiten gewechselt war und an seiner persönlichen Vendetta gegen St. Nichts-Burg weiter Gefallen fand.

Aber ich schweife ab. Wenden Sie sich nicht fort!

Ich bin mir dessen bewusst, nur eine einfache Putzkraft zu sein. Jawohl, ich stehe dazu, die Kloaken und kotverschmierten Toiletten, den von Essensresten fettigen Boden einer Fast-Food-Kette St. Nichts-Burgs vertraglich gebunden reinigen zu müssen.

Aber ich bin gebildeter Abschaum. Wissen Sie, in der Vergemeinschaftungszeit Groß-Nordlands bildete man das Proletariat aus und es gab Volksschulen. Ich schweife ab. Jedenfalls hatte mein Vater zuhause Bücher vorrätig. Jack London insbesondere. Aber auch den einen oder anderen Tolstoi und Dostojewskij. Die las mein Vater früher.
Der Sergej Wodnew, Held der Groß-Nordländischen Arbeit. Jetzt Alkoholiker.
Jawohl, er ist Alkoholiker. Ein elender Trinker.
Ich sag es offen und schreie es ihm auch gerne ins Gesicht. Elendiger ALKOHOLIKER! Zum Kotzen bist du! Zum Kotzen ist diese beschissene Bude! Ich hasse dich. Verdammt.
Es tut mir leid, ich bin zu ablenkbar, zu fahrig.

Eben ist die Staatsanwältin aufgestanden und ich muss sagen, sie ist verdammt attraktiv. Die Toilettenreinigung. Genau. Bei einer Fastfoodkette die es nur in St. Nichts-Burg gibt. Mit drei Filialen. Allesamt weiß, wie der die Stadt unter sich begrabende Schnee. Mit großen rosafarbenen Smileyinstallationen auf dem Dach, die unaufhörlich  zwinkern. Und die Reinigung obliegt mir.
Dort nahm es seinen Lauf.

An einem Montag war ich auf dem Weg zu einer Filiale. Der rosa Smiley drehte sich und grinste mir zu. Ich betrat das Gebäude. Ich machte einige Schritte in Richtung Putzkammer. Diese befand sich in der Toilette.

Ein blutverschmierter Mann lag in der Ecke der Filiale am Boden.
Sein Anzug war khakifarben. Die Krawatte mit Flecken, die ungewollt erschienen. Die Kassiererin, wie auch der einzige weitere Bedienstete des Geschäfts waren nicht zu sehen. Als wäre alles abgesprochen. Es waren keine anderen Leute im Geschäft. Angesichts der fortgeschrittenen Zeit nicht verwunderlich. Die Tür zur Küche schwang dann auf und heraus trat eine mit einer Skimaske vermummte Gestalt. Nicht besonders groß, aber außergewöhnlich breit. An der Skimaske hing noch das Verkaufsetikett. Er hielt ein Jagdgewehr in der Hand und richtete es auf mich.

„Ich putze hier nur.“ sagte ich unbeholfen, noch nicht ganz begreifend, was hier passiert war.

„Dann fange in der Toilette an“ antwortete mir mein Gegenüber. Seine Stimme klang nach Stimmbandproblemen. Sie raspelte. Er war in einen schweren Pelz eingewickelt und der Saum streifte den verdreckten Boden.

„Bleib dort. Schließe die Tür und halte deine Klappe. Vielleicht erschieße ich dich dann nicht.“ Ich nickte und bewegte mich langsam zur Toilette. 

„Schneller du Scheißhaufen!“

Ich stürzte durch die Toilettentür und schwer atmend verriegelte ich sie mit meinem Angestelltenschlüssel. Es war still. Ich verharrte auf dem Boden und versuchte langsamer zu atmen. Einen kühlen Kopf zu bewahren. Eisige Nachtluft drang aus einem gekippten Fenster. Ich saß auf dem Boden. Aus irgendeinem Grund dachte ich an den Smiley der über mir und über dem Dach in die Dunkelheit von St. Nichts-Burg zwinkerte.
Inzwischen atmete ich wieder regelmäßig und wischte den kalten Schweiß auf meiner Stirn weg. Eine Tür fiel zu. Das Geräusch drang nur schwer und von fern in meinen Kopf.
Dann sah ich die Schraube. Sie lag unter dem Putzschrank.  Ich stand auf und mit dem Aufstehen entwich die Nachtluft aus meinem Kopf. Ein Blick zu dem Lüftungsschacht erhärtete den Verdacht. Mit einem Schraubenzieher aus dem Putzschrank löste ich den metallenen Schutz. Ein lederner Koffer kam zum Vorschein.
Erst traute ich meinen Augen nicht recht, doch meine Instinkte nahmen schnell überhand. Keineswegs war ich zu überrascht gestapelte Groß-Nordland-Rubelbündel vorzufinden.
Meine lebhafte Phantasie hatte diese Möglichkeit selbstverständlich als erste erdacht.

Ich überschlug die Geldbündel grob und kam zu dem Schluss etwa 4 bis 6 Millionen Groß-Nordland-Rubel in der Tasche vor mir zu haben.
Die Tasche steckte ich sofort in den Putzschrank. Schob Waschmittel und Utensilien davor, bis sie verdeckt war. Innerlich dankte ich dem Mann, mich in die Toilette eingesperrt zu haben.
In dem Moment war er für mich ein Botschafter der höheren Vorhersehung. Schicksal, wenn man so will. Die Rettungsleine aus der nicht existenten Stadt.

Was ich mir dabei gedacht habe, als ich die Tasche einsperrte, um sie später mit zu nehmen?
Gar nichts besonderes. Es war die natürlichste Handlung, die es für mich geben konnte. Kein Unterschied dazu, seine Notdurft zu verrichten.

Der Pelzmann hatte die Tasche im Lüftungsschacht nicht gefunden, sonst hätte er mich nicht in die Toilette beordert. Der wahrscheinliche Inhaber war tot, mit einer Kugel in seinem Kopf. Die Polizei würde frühestens am nächsten Morgen oder vielleicht auch niemals da sein. Die Autowege waren verschneit, die Filiale etwas außerhalb von der Stadt und es eilte nicht. 
Ich war arm. Mein Leben bisher ziemlich sinnlos und die Tasche bedeutet ungeahnte Träume, die wahr werden könnten. Einfache Mathematik.

Bei meinem Weg aus dem Fast-Food Laden heraus fiel mein Blick auf die Leiche in der  Blutlache. Das Gesicht des Toten war merkwürdig verzerrt und wirkte ein wenig zufrieden. Der Urheber dieses Ausdrucks war nirgends zu sehen. Leise stahl ich mich davon. Schloss vorher die Tür ab und zog die Rolläden herunter.

Ich habe Recht. Als ich spätabends zurückkomme, ist die Szene unverändert.

Das Blut, in dem der Typ liegt, ist zäher geworden. Die Tasche befindet sich noch immer im Putzschrank. Erleichtert atme ich auf.

Den Abend bis zum Sonnenaufgang verbringe ich am Bahnhof. Niemand ist da. Es fahren zwar Züge in die Stadt und auch welche raus, aber vollkommen ohne Plan. Sie werden von Privaten betrieben, nach dem Prinzip des organisierten Chaos. Wer Kohle hat, kommt raus. Rein kommt man nur aus Versehen oder weil man in St. Nichts-Burg geboren wird.

Ich nutze die Zeit zum Überlegen. Was ich bestimmt weiß ist, dass ich hier weg muss. Nicht nur, dass ich Verdächtiger einer Straftat bin. Ich habe auch selber mit meinem Leben in Groß- Nordland abgeschlossen.
Etwas, ein messerscharfer Gedanke durchtrennt alles was mich hier noch festhalten könnte. ICH MUSS WEG.
Aber wohin? Ich blicke um mich und hoffe auf eine Eingebung von irgendwo her. 
Lasse meine Blicke über die Geschäftsschilder schweifen. WÄSCHE steht da auf Groß-Nordländisch, RESTAURANT in neonfarbenen Buchstaben, dann wandere ich noch einmal mit meinen Augen umher. Und an zwei Wörtern bleibe ich hängen. Völlig aus dem Zusammenhang gerissen. FREE und SHOP.

FREE SHOP denke ich, Free Shop. Wieso Free Shop. Das scheint keinen Sinn zu ergeben. Und wieder fühle ich mich ferngesteuert, eine höhere Macht bedient sich meines neuronalen Schaltwerkes, meiner Synapsen, der Transmitter in meinem Gehirn. 
Die Puzzleteile fallen zusammen: FREE SHOP. Eine Kindheitserinnerung.
Ich war neun und in einer Kneipe. Mein Vater. Er trinkt. Mit seinen Freunden.

Tosendes Gelächter, debiles Stammtischlachen.
Er erzählt einen Witz. Sein Gesicht ist puterrot und Schweiß rinnt seine Stirn herunter.

„Und damals im Grenzland!“ schreit er. „Damals war noch alles gut. Zur Zeit des Groß-Gemeinschaftlichen Paktes.“ Die gesichtslosen Masken der eingeschworenen Trinkrunde nicken einhellig zustimmend. „Damals“, fährt er fort, „gab es die Free Shops. Wisst ihr noch? Da gab es den guten Kram. Das Zeugs, das man wirklich brauchte, aha haha!“.

„Verdammt, ja !“ schreit ihm einer von der gesichtslosen, in den Schatten liegenden, Menschen zu und schlägt auf den Tisch.
Er heißt Kolja, fällt mir in diesem Wachtraum plötzlich dazu ein.

„Haushaltsgegenstände, gute Zigaretten, Schnaps vom feinsten, Whiskey… Jawohl, die Free Shops“.
Mein Vater hebt drohend die Hand.
„Still! Aber…“, erhebt er seine donnernde Stimme, „wir konnten da ja gar nicht hin. Das haben ja die Politbüros so geregelt.“ Einhelliges Nicken.
„Nein. Dazu brauchten wir andere. Andere vom Groß-Gemeinschaftlichen Pakt. Die durften das.“

Eine Kunstpause. ,,Dazu nutzen wir die Tao-Länder! Hohoho, jawohl. Die Exoten waren dazu gut zu gebrauchen. Nicht? Hohoho. Von denen hatten wir ja reichlich Arbeitskräfte.“
Alle stimmen in sein Gelächter ein. ,,Genau, hohoho, die ham das für uns gemacht.“ Das Gelächter verebbt langsam.

Mein Vater wird leiser, die biergetränkte Mannhaftigkeit schwankt: „Aber die ließen sich nicht an der Nase rumführen nicht? Nee. Die waren geschäftstüchtig. Machten aus der Sache ein Geschäft die Schlitzohren. Und wir waren dann die Dummen.“

Er schweigt. Plötzlich brechen alle in ein wohlwollendes Gelächter aus. Er stimmt ein: ,,Hohoho“.

Die Erinnerung stürzt wie ein kaputtes Gebäude zusammen.

Zwei Scheinwerfer scheinen in die Gegenwart, ein Zugzielanzeiger verkündet:

TAO–LAND

Ich steige ein.

Maria Moling: Sirena

i bai, datrai zënza ponsè, 
i bali, deach i ne sà nia plü co sté. 
me sta nia saurì, ne sa nia plü ci te dí
 y tö, cajö, che t`ciares y ne te intënes nia 
da s`la rí, ne ele nia tan rî
mo tan dî, ne vara dal tigní
y sce i sun na persona dal anima rota, 
vëigheste ma ciaran sot te mî edli

Sot ega it ne vëigun nia chi pit… 
Sot ega it ne aldun nia chi scrai…
Hei, heeeei…

noda y tira n salt cun me ia chi pit… 
Sot ega it ne aldun nia chi scrai…
Hei, heeeei…

y i te spieghi 
sciöch sot ega tiri l`flè 
jun a funz 
y düta l`anima it tiruns 
pur che en dè 
i plü bì pësc podunse apiè 
Ciara, en post ai prenotè 
mo ma sce i po te prejenté 
mia pert scüra
y ch cun chera post palsè 
y i polpi cun düc sü tentacoli s abrace 


Sirene

übersetzt von der Autorin

Manchmal sprech‘ ich ohne Gedanken,
Manchmal tanz‘ ich, um nicht zu stehen.
Fühle mich unwohl, möcht‘ nichts erzählen.
Und Du schaust zu, merkst nichts von alledem
Leicht lässt sich ein Lächeln geben,
Doch so schwierig es festzuhalten.
Dass meine Seele kaputt ist, spürst Du nur,
Wenn Du tief in meine Augen schaust.

Unter Wasser sieht man nicht, dass ich weine…
Unter Wasser hört man nicht, dass ich schreie…
Hey, heyheyhey…

Komm spring, schwimme mit mir
Dann verrate ich dir,
Wie ich unter Wasser atme:
Sinkend auf den Meeresboden
Atmen wir einander‘s Seele.
So können wir eines Tages
Die schönsten Fische fangen
Sieh‘, ein Platz ist Dir reserviert,
Wenn meine dunkle Seite Dir gezeigt
Und du mir als Ganzes zugeneigt. 
Unter Wasser lass selbst kommen Kraken
Die mit ihren Tentakeln uns verhaken.

Unter Wasser sieht man nicht, dass ich weine…
Unter Wasser hört man nicht, dass ich schreie…
Hey, heyheyhey…

Şehbal Şenyurt Arınlı: Brief I

Nürnberg, 18. Oktober 2018

Çalışma masamın üzeri karmakarışık. Kafamın içi, içimin labirentleri de… Çalışma masamın üzeri darmadağınık. Hayatımın kendisi de… Bir çalışma masamın olması çok iyi… Bir de toparlayabilsem! Her akşam toparlıyorum. Sabaha huzurla masamın başına geçebileyim, iki satır ilerleyebileyim diye. Ama her nasılsa, galiba, gece yarıları kalkıp yeniden ortalığı karıştırıyorum. Ne düşünüyorum, nerelere gidip geliyorum ucu bucağı belirsiz. Karışık, karmakarışık işte! Darmadağınık. Belki bu mektupları yazarken biraz toparlanırım. Mesela, şimdilik şu dil kursu kitaplarımı raflara tıkıştırabilirim; yeni geldiğim bu memleketi tanıyacağım diye ortalığa yığdığım onca kitabı, broşürleri, etkinlik tanıtımlarını, programları… Yazmaya çalıştığım, kıvranıp durduğum bana göre ütopya/kimine göre distopya notlarımı çekmeceye sokuşturabilirim; önceleri yazılmış ama yayınlanmamış, yayınlanması için çalışsam iyi olur diye ortalıkta tuttuğum yazılarımı unutabilirim. Ya da memleket dergilerine yazmak için sıralayıp durduğum makaleler/denemeler için aldığım notları, okumam gerekenleri… Neyse ki, film tasarımlarımı çoktan sümen altı etmişim. Şişindiği yerden arada bir burnunu uzatmaya çalışsalar da pek kulak vermiyorum onlara. ‘’Şimdilik film işi çok ağır gelir, bekleyedurun!’’ diyorum. Bu yeni memlekette ‘’tutunma’’ projeleri dosyalarımı da toptan ortadan kaldırmalıyım. Zaten burada bir işe yarar mı belli bile değil! Hadi, ya… en önce ‘kendine haksızlık etme’ klasörünü geri dönüşüme göndersem iyi olacak! ‘’Bu kadar karmaşa içinde, bir yılda bir sürü bir şeyler yapıp durdun işte, daha ne istiyorsun!’’ diyerek yani. Çalışma masamın üstünde bir telaş, bir telaş… Farkındayım, bedenimin hücreleri de zıp zıp zıplıyor! Ne oluyor kardeşim?.. Bir sakin ol! Dölek dur! Velhâsıl masamı toplasam iyi olacak! Sevgili Terezia Mora, Rastlantıların hiç de öyle rastgele olmadığını düşünmüşümdür hep! Rastlantı gibi olanların; başka rastlama maceralarıyla olgunlaşarak özgün bir varoluş kazandıkları yerlerden, gelip geçtikleri/dallanıp budaklandıkları/derleyip topladıkları/değişip dönüştükleri ile zaten oraya varmaktan başka çarelerinin olmadığını… Bulunduğum yerden kademe kademe geriye/dörtbir yöne/gündelik hayatın kılcallarına doğru giderek beni oraya taşıyan tesadüfleri izleme oyununu çok severim. Çok eğlencelidir! Şimdiki soru; ‘’Hangi tesadüfler zinciri bizi bir araya getirdi’’? Bir öneri, iki kabul! Öneriyi yapanın tesadüfler zinciri neydi? Bu öneriye hangi yolculuklardan sonra ve nereden/nasıl gelmişti?… Bir insan tanımadığı birine neden mektup yazar? Yani, şimdi, ben size neden yazıyorum? Siz benimle yazışmayı neden kabul ettiniz? Bunlar, ya ‘gerek’ler, ya ‘zorunluluk’lar, ya ‘ihtiyaç’lar üzerinden yaşayan; yapıp ettiklerini bir temele oturtmadan rahat etmeyen biri olarak bir zemin arayışı soruları galiba ve şimdi buna verebilecek bir cevabım yok sanırım. Gerçi, bu soruların bir önemi var mı, onu da bilmiyorum ya! Belki de cevabı yazışmaların ilerleyen süreçlerinde –birbirimizi tanıdıkça- birlikte keşfederiz, kim bilir?………….


übersetzt von Sabine Adatepe

Nürnberg, 18. Oktober 2018 

Auf meinem Schreibtisch herrscht Tohuwabohu. Ebenso wie in meinem Kopf und den Labyrinthen in mir. Auf meinem Schreibtisch herrscht wildes Durcheinander. Wie auch in meinem Leben. Wie gut, dass ich einen Schreibtisch habe. Wenn es mir nur gelänge, Ordnung zu schaffen! Jeden Abend räume ich ihn auf. Damit ich mich in Ruhe und Frieden am nächsten Morgen daransetzen kann und zwei Zeilen vorankomme. Irgendwie aber stehe ich wohl mitten in der Nacht auf und bringe ihn wieder durcheinander. Ungewiss, was ich denke, wo ich mich herumtreibe. Durcheinander, Chaos! Wildes Chaos! Vielleicht gelingt es mir, beim Schreiben dieser Briefe ein wenig Ordnung zu schaffen. Jetzt könnte ich doch die Bücher vom Sprachkurs im Regal verstauen, ebenso wie all die Bücher, Broschüren, Veranstaltungsflyer, Programme, die ich ringsum aufgestapelt habe, um das Land kennenzulernen, in dem ich neu bin. Die Notizen zu der Utopie, manche meinen, es werde eine Dystopie, die ich mühsam zu schreiben versuche, könnte ich in die Schublade stopfen, könnte die unveröffentlichten Texte, die ich griffbereit halte, weil ich denke, es wäre gut, wenn ich mich um ihre Veröffentlichung bemühen würde, endlich aufgeben. Ebenso wie die endlos aufgereihten Stichworte für Artikel, Essays für Zeitschriften in der Heimat und all das, was ich noch lesen müsste. Immerhin habe ich Filmideen längst unter die Schreibtischunterlage geschoben. Wo sie sich allzu sehr drängeln, strecken sie zwar manchmal die Nase heraus, aber ich leihe ihnen kaum ein Ohr. „Filmemachen ist im Augenblick extrem schwierig, wartet ein bisschen“, raune ich ihnen zu. Auch die Akten mit Projekten, um hier im neuen Land „Halt zu finden“, sollte ich allesamt beiseite räumen. Ohnehin ist ungewiss, ob sie hier zu etwas nütze sein würden. Komm, los jetzt, es wäre gut, zuerst einmal den Ordner „Tu dir kein Unrecht“ auf Wiedervorlage zu verschieben. Mit Fug und Recht kann ich mir sagen: In dem einen Jahr hast du in all dem Wirrwarr doch eine Menge getan, was willst du mehr! Aufregung herrscht auf meinem Schreibtisch und Stress. Das weiß ich wohl, die Zellen meines Körpers hüpfen auf und ab. Was ist denn los? Komm runter! Relax! Kurz, ich sollte dringend meinen Schreibtisch aufräumen. Liebe Terézia Mora, seit eh und je denke ich, Zufälle sind gar nicht so zufällig! Denke, was wie ein Zufall aussieht, was, in anderen Zufallsabenteuern gereift, eigene Existenz gewonnen hat, mit allem, was es streifte, was es verzweigte und komplizierte, was es auflas und zusammensuchte, veränderte und verwandelte, hatte gar keine andere Chance, als genau an diesen Punkt zu gelangen. Ich liebe das Spiel, von meinem Standpunkt aus Stufe um Stufe zurück, in alle vier Winde, in die geheimsten Winkel des täglichen Lebens einzutauchen und all die Zufälle zu verfolgen, die mich hierher gebracht haben. Das macht richtig Spaß! Jetzt lautet die Frage: Welche Zufallsverkettung hat uns zueinander gebracht? Eine Offerte, zwei Mal Zustimmung! Was war die Zufallskette auf Seiten derer, die das Angebot unterbreiteten? Nach welchen Reisen, wie und woher kamen wohl sie auf diese Offerte? Warum schreibt man jemandem, den man nicht kennt? Warum also schreibe ich Ihnen jetzt? Warum haben Sie eingewilligt, mit mir zu korrespondieren? Fragen auf der Suche nach einem Fundament, von einer Person, die anhand von „Notwendigkeiten“ oder „Zwängen“ oder „Bedürfnissen“ lebt und keine Ruhe gibt, ehe sie das, was sie tut, auf ein Fundament gestellt hat, und für den Augenblick habe ich darauf keine Antwort. Ja, ich weiß nicht einmal, ob diese Fragen überhaupt von Belang sind. Vielleicht entdecken wir die Antwort in späteren Stadien unserer Korrespondenz, wenn wir uns näher kennenlernen, wer weiß?………………


Şehbal Şenyurt Arınlı

Aus dem Buch „Zwei Autorinnen im Transit – Ein Dialog“ 

Übersetzung von Sabine Adatepe

binooki Verlag