Jutta v. Ochsenstein: geistvoll halb leer

durch die Straßen der Stadt ziehen wir
zwischen Schatten, Parallelen, dann
Richtungen nehmen wir Zeit aus den Rinnsalen 
lichtet sich manchmal ein Bunker 

Weite ist ein Geschenk, das jemand vergaß 

im Nachtmodus 
sprechen Mond, Sonne und Schrecken
bleiben Fragen offen, geistvoll vielleicht
das Lachen 

Jutta v. Ochsenstein: frei Räumen

der Papierstoß mit meiner Schrift
unberührbar 
Jahrzehnte lag er stoisch  
in der Truhe bis 
ich in die Zeilen einfiel 
eine Bauruine: 
Meinungen verblasst auf Plakaten
Liebe in Neonschrift 
schiefe Blickwinkel 
in den Räumen  
irrten meine Fragen 
als ob es 
eine Geschichte 
gäbe 

das Papier verbrannte  
unter freiem Himmel 

Theobald Fuchs: Geist

Draußen brodelwarm, graue Wolkenflocken wie Asche nach Norden zu, die Hauswände gerötet vom tiefen Licht. Dann der Tisch, mit Bestimmtheit von jemand anderem gekauft, nicht von dem Typen, der jetzt und hier daran sitzt. Außerdem: eine besudelte weiße Tasse, ein Topfuntersetzer aus Kork, ein kahler dünner Ast, der sich hinter dem Mann in der Fensterscheibe hektisch schwarz verzweigt.

Seuchenstimmung in der Luft, als ob sich drei Straßen weiter ein Sumpf erstreckte, mit Augen im Schlamm lauernd, mit Händen, die Bäume unter brackiges Wasser ziehen.

»Nein«, sagt der Typ, »die Flasche bleibt zu.« Seine Stimme lässt keinen Raum für Zweifel an seiner Entschlossenheit. Zweifel brauchen Platz, so wie Kinder, sie können nicht gedeihen, wenn sie in einer Spalte zwischen zwei Grabsteinen aufwachsen sollen.

Die Frau, die Arme verschränkt, drückt ihren Hintern noch fester an die Arbeitsplatte, es sieht aus, als würde sie das Körperende, in das der Rücken schwungvoll ausläuft, tief einkerben wollen, um darin eine noch schickere Leimholzplatte zu befestigen. Sie verdreht die Augen. »Oh Mann!«, schnaubt sie. »Du wirst echt wie diese Leute… «

»Und du vergisst jedes mal wieder, was passiert, wenn… oder nicht?«

Der Typ kratzt sich den ungewaschen glitzernden Kopf und zündet sich eine Zigarette an, aber so, als ob er zum ersten Mal im Leben rauchen würde. Er wirft einen zweifelnden Blick auf den glimmenden Stengel und pustet zweidreivier Mal in die Glut.

»Na gut«, sagt die Frau und lenkt ihre Aufmerksamkeit zu mir wie den Suchstrahl eines Regenradars. Ich stehe immer noch in der Tür zur Küche, habe weder Mantel noch Fellmütze abgelegt, von meinem Spazierstock flattert feuchtes Laub.
»Tschüss!« Sie klatscht mir einen auffordernden Blick in die Fresse. Ich soll gehen. Sofort.

Doch so leicht gebe ich mich nicht zufrieden: »Nun aber mal halt. Ihr habt das Ding auf eBay gestellt, ich habe die Versteigerung gewonnen, ich habe das Geld bei mir und bin hier, um mein neues Eigentum abzuholen.«

»Tschüss!« sagt sie noch einmal. »Du weißt wohl nicht, dass du nicht so aussiehst, wie einer, der mit dem Ding umgehen kann?«

Jetzt bin ich ernsthaft beleidigt. Wenn ich etwas nicht leiden kann, dass mir jemand etwas nicht zutraut. Schließlich kann ich doch alles, nicht wahr? Ich schalte hoch auf Aggro.

»Wisst ihr, dass eine Wohnung auch immer ein auf links gestülpter Kopf ist? Ich sehe mich hier um und weiß genau, wie ihr so tickt. Nicht schlimm, gar nicht. Aber ihr könnt euch nicht vor mir verstecken.«

Die zwei schauen sich an, besprechen sich mit den Augen. Sie sind wie verändert, als hätten sie etwas verstanden, das wichtig ist für sie – mich jedoch nicht das geringste angeht.

»Nein« Der rauchende Mann bewegt sich zum ersten Mal, seitdem ich hier stehe, er bricht aus seiner Versteinerung, lehnt sich zurück, kratzt sich am Bauch. »Nein«, wiederholt er, »nimm das Scheißteil mit. Unter einer Bedingung: die Flasche bleibt zu. Dauerhaft. O.k.?«

Ich lächele freundlich.

»O.k.«, sage ich. »Geht klar. Ich interessiere mich sowieso nicht für Geister…«

Nachtrag:
Ein paar Jahre später sitze ich dann selbst in einer Küche, an der Anrichte lehnt eine Frau, die jener Frau täuschend ähnlich sieht, die mir damals die Flasche nicht überlassen wollte. Ich fühle mich ungewaschen, hocke im Unterhemd vor einer schmutzigen Tasse und rauche. Im Türstock steht ein Typ, der behauptet, die Flasche auf eBay ersteigert zu haben…

Katja Schraml: Mad mades Mangel_Material

„Ich bin satt vor der Zeit
und hungre nach ihr.
Was soll nur werden?“

Ingeborg Bachmann, Aus: Entfremdung

Vor der Tür stand das Kind <ungefragt>: Es bliebe jetzt hier – bei mir <unwiderruflich>, und ging an mir vorbei, sich an den Tisch zu setzen, der <unbefleckt ungedeckt> mittig das Zentrum uns bietet für das Gespräch, dem ich ausgewichen so lang, dass ihm bang, ich hätt alles verg_essen. Versessen ists drauf, dass ich mich für 1 heile Weile zu ihm geselle, ins Helle der Morgenröte, die <henceforth fencenorth> an uns vorbeiziehen, unaufhaltsam gewaltsam uns in ihr Licht tauchen wird. Dem komm ich nicht aus. Das Kind sucht mich aus. Und fragt immerzu: Was willst du?

Ich bleibe vorm Schlosstor, der geschlossenen Tür, von der ich nie weiß, wer sie zugesperrt zugespeert. (Was liegt in meiner Hand?) Wo sind die Schlüssel? Gabs nicht 1 Ausweg? 1 Hinterausgang? An Küche Kind Kühlschrank vorbei über den Balkon <mit BeDacht> die Belletage <mit Bewegung> hinunter auf den blanken Beton <Bruchlandung> … Ginge das nicht? (Im Traum hat das Haus stets >7 Räume, um uns als Labyrinth das Gefängnis zu bieten, in dem wir gefangen verfangen, über Treppen+Klippen hochrauf/\tiefrunter, klettern+klimmen kostet uns Kraft – ob mans wohl schafft?)

Was tust du da?, fragt das Kind gegenwärtig, während ich im Vergangen gewesen <verwesen>. Wen/was erwarten wir denn? (Was soll denn noch kommen?)

Du hast es gewusst. Wir stecken fest im Verlust. Verlustierung nicht möglich. Justieren den Schmerz, mein Herz, da fühlen wir hin, weil wir ihn kennen und wissen, wo wir ihn finden: der Zugang ist niedrigschwellig. Frag nicht warum. Um uns zu weiden am Leiden, ganz bescheiden beschneiden. Nur kein niederer Neid!

Wie kommt man dazu, 1 Verlust zu empfinden, wo nie was war? 1 fremden Besitz als 1 eigenes Fehlen diagnostizieren + reparieren ekrasieren mit Verzicht+Vernicht? Als ob kein Hab+Gut <Gut_Haben> zureichend zulänglich <zugänglich>. Über die Lücken bauen wir Belobigungsbrücken: public press release <what a relief!>, die sollen uns genügen zum selber Belügen. 7 Tage lang. Dann fällt uns ein, es fehlt uns noch 1 Verbot.

Auch dich sah ich schon im Traum, vor unserem Haus, anschreiend+beschimpfend: mich!? Wieso nur, mein Kind? Ich aber <ich?!> blieb see_lenruhig, riss mich zusammen, um dich zu besänftigen + zu beschwören: Wir wollen doch alle dasselbe. <With all your respect!> Alle Wörter mit FR: freifriedfröhfreundliche Freude <ja_wohl, frappierend!>. Da erhoben sich die 3 Löw_innen, die sich im Schein der Sonne träge im Staub der Straße gewälzt. (Wo kommen die her? Wo brachen die aus?) Dann stürmten sie auf uns los. Da liefst du zu mir, hängtest dich ein, bliebst an meiner Seite, so rannten wir: durch den Garten ins Haus (in die Küche!) hinein – und schlossen die Tür. Sicher waren wir. 

So sitzt du nun da. Still stumm + starr. Stierst <unentwegt unbewegt> auf leere Teller. Ich bin dein Bedarfshalt. Abers gibt nichts bei mir. Ich weiß. Ich bin 1 recht schlechte Gastgebende, seit ich das Wirtshaus _V/verließ. (Und wars auch schon vorher.) Bei mir muss 1 Kind hungern. (Von der Alten zu schweigen, die unten im Keller verschmachtet, seit wir das Brot auf die Dächer tragen zum Reak_tanz, du weißt, das war Schwer_T.) Natürlich tut es mir Leid. (1 Grund mehr für den Schuldberg, den wir Ge_du_ld_ich anhäufen, statt zu entwerten.) Ich kann nichts dafür. Es ist unerwünscht. (Du.)

Du krallst dich fest an mir wie im Traum, allein kannst du nicht überleben, unreifes Wesen. Du hasSt ja nur mich <Paradies_Parasit>. Du lachst mich aus, wer hält da wen? Und ich seh meine Hände um deine geklammert, die lassen nicht los. Und ich dachte, ich hätt dich längst Weg_gelaufen geschrieBen. Dabei fülle ich alles in dich hinein. <Pschtpscht!> Du bist mir der SchamSchuldSchimpfSchande_SpotT. Heut bist du mir fremd + morgen gut. Übermorgen übe ich Nach_Sicht.

Ich komm nicht zurecht mit Wunsch+Bedürfnis. Es ist alles 1. Hat der Leib 1 Bedarf, versteht der Magen nur 1 Sprache <un petit appétit>. Was ist mein Begehr? In uns lebt 1 dicke Frau, die möchte heraus, will ersichtlich <Hang+Drang> herausquellen. Sag mir, mein Kind, succidaneus: Wenn der Körper das Gefühl 1 Mangels selbst_ständig in Hunger übersetzt, was macht dann satt? <Transponiere!> 

Das Kind sucht mein Auge <insinuiert!>, es weiß, seinem Blick geb ich nach. <You know, I fall for you.> Aber noch weich ich aus. Auf meinem Schoß ist kein Platz. Ich suche die Töpfe und koche dem Kind etwas <süß warm + brei>. Gegen die Kälte der Mauern, das Grauen des Himmels, den Schatten der Schweigeinsamkeit. Ich schenk 1 Glas Wein aus, Port nur zur Stärkung, fülle 2 Schüsseln <soupçonnös> über den Rand. Teile Besteck aus, 2 Schöpfer als Löffel, danke mir selber für Speis+Trank. Dann seh ich dich an. 

Wir sch_reiben uns auf, bis wir (uns) nicht mehr (hören) können. Kippen das Ich ins Wir, um uns zu schützen. Trenne mich von dir, um euch zu täuschen. Es bleibt alles wies war. Ich darf nicht sein. Du ja. (Noch 1 Snack?)

Dem Kind aber schmeckt mein Mahl nicht. Wortlos stehts auf und geht hinaus. Durch die verschlossene Tür. Hab ich dich verdrängt? Sine_kure, ich werd dich schon schaukeln!

Und ich esse alles alleine auf, löffle in die Teller die Leere hinein, wie ichs gelernt. Aber wir werden am Leben nicht satt. Draußen das Land versinkt im Dämmer, das Licht scheint wohl nicht, abers war schon SchLimmer. Es macht mir schon nichts mehr aus. (Also nicht mehr viel.) 

Unten steht wieder das Kind und winkt, versinkt in der Dunkelheit. Sch_ade.

Natürlich vermisse ich dich jetzt.

Margret Bernreuther: twist in my sobriety

Meine Oma ist gerade gestorben. Also, ich glaube sie ist schon ein paar Tage tot. Ich hatte keinen Kontakt mehr zu ihr. 100 Jahre alt ist sie geworden.
100 und einen Monat.
Geboren wurde sie in Madrid.
Und dann als dort der Spanische Bürgerkrieg ausbrach, wurde sie von ihren deutschen Eltern, zuerst zurück ins Allgäu und dann ins karge Mittelfranken abgeschoben.

Das fleissige und sehr junge Mädchen wurde nach ihrer Zwangsarbeit auf Haus und Hof der Familie, dazu auserkoren, den fettleibigen und vor allem im Kern schon mit seinem Schicksal hadernden Gutsbesitzer vermählt.

Er hätte sich auch was schöneres Vorstellen können, denn eigentlich ein Dr. der Chemie und noch eigentlicher auch nicht für den Hof oder gar die Brauerei gemacht.

Mein Opa hat sein Schicksal dann aber doch angenommen und das Beste was ich zumindest über ihn weiß ist, das er kein Nazi war und es gibt eine hinter vorgehaltener Hand erzählte Geschichte über eine Tante die in denunziert hat und woraufhin er dann doch irgendwohin an die Front musste und dann da sofort in amerikanische Gefangenschaft kam, aber dann war der Krieg auch schon vorbei.
Die Tante, also eigentlich die Schwägerin wurde vom Hof gejagt, denn der Bruder, ist nicht zurück gekommen. Aus dem Krieg.

So, musste also der Hof und das Bier weiterhin in Schuss gehalten werden und da hat die alte Mutter, des Großvaters ihm also meine Oma ans Herz gelegt.
Bzw. alles so demnach eingefädelt, das auch niemand was hat sagen können oder sich hat trauen.

Das junge Mädchen die nun nach ihrem Zwangsdienst auf dem Hof nun gleitend hinüber wechselte. In den Zwangsdienst am Ehemann. Der hat ihr zum Geschenk dann auch gleich 5 Kinder in den Schoss gedrückt. Die alle in einer sagenhaften Lieblosigkeit herangezogen wurden. Wie man es sich schrecklicher nicht ausmalen mag. 

Nachdem die Kinder aus dem Haus, oder tot waren wurde der Großvater krank und hat sich bei einem Spaziergang nach langem Siechtum dann anständigerweise selbst das Leben genommen.

 Meine Oma hatte keine Liebe für uns. Sehr nutzlos und sinnfrei bewertete sie unsere Existenz.

Meine Mutter konnte sie schon überhaupt nicht leiden und der Vorwurf das meine Mutter sich mit ihrer reichen Kinderschar auch nur einen Platz in das gemachte Nest sichern wollte, war kein Geheimnis.

Das Wichtigste war ja das man fleißig ist und keinen Dreck macht und keinen Lärm und unsere gesamte Existenz war für unsere Großmutter eine einzige Zumutung.

An den wenigen Gelegenheiten an denen wir bei ihr sein durften oder besser gesagt sollten war meine Oma eher fassungslos. Nahezu angeekelt von unserer kindlichen Dummheit und das man uns zu nichts brauchen konnte.

Ich habe nur eine Erinnerung an sie, in der sie mir für einen kurzen Moment ihre Aufmerksamkeit geschenkt hat. 

An einen kleinen Moment an dem sie mir zugehört hat.

In ihrer Wohnung lief das Radio – Tanita Tikaram – Twist in my sobriety.

Ich liebte dieses Lied und hatte mir aus irgendwelchen Informationen folgende Geschichte zusammengedichtet.

Tanita Tikaram wollte nie ein Star werden, aber gemeine Plattenverkäufer haben sie gezwungen, als sie ihre schöne Stimme hörten und jetzt vermarkteten sie sie quasi gegen ihren Willen.

Kein Wort ist wahr von dem.

Aber ich erzählte es trotzdem meiner Oma.

Sie war ganz angetan. Ich glaube sogar das Lied hat ihr gefallen.

Und meine Großmutter beugte sich zu mir hinunter und sagte: Ja, das ist schlimm! Wenn man zu etwas gezwungen wird.

Margret Bernreuther: geist

Jeden Morgen wenn ich die Wohnung verlasse entdecke ich unten auf der Ablage bei den Briefkästen neue Figürchen oder andere Haushaltsgegenstände.
Oft sind es kitschige aber nicht besonders hochwertige Porzelanfiguren. Manchmal ein Gewürzglasrondell, gestern stand ein Kochbuch zur Anleitung für fettreduzierte Ernährung dort.

All diese Gegenstände sind sehr bunt zusammengewürfetlt. So war neulich auch mal ein aufwendig bestickter Fächer in einer mit Stoff bezogen Schachtel dort zu finden. Auf dem Fächer zwei Pandabären die unter einem blühenden Kirschbaum spielen. Die Kiste mit goldenen und roten Stoff besponnen. Auf den ersten Blick, insgesamt ein hübsches Ding, aber trotzdem konnte die Verpackung und Gestaltung dieses Fächers, dennoch nicht die mangelnde Wertigkeit der Sache verbergen.
Es wirkte bei genaueren hinschauen eher wie ein Gegenstand aus einem günstigen Souvenirladen der gar einem AsiaShop aus der Innenstadt, bei dem neben der Tütensuppe und den Gewürzsossen, das ein oder andere Handwerkszeug verscherbelt wird.

So wie all die Dinge die dort stehen keinen kostspieligen, aber im ganzen doch vielleicht ideellen Wert darstellen. 

Hinunterstellen tut sie unser Nachbar. Da bin ich mir sehr sicher. Ich habe ihn zwar noch nie direkt dabei erwischt. Aber da wir ansonsten ein sehr junges Haus haben, bin ich mir sicher, daß die Gegenstände aus seiner Wohnung stammen.
Herr Schag wohnt im Stock über uns. Er ist über 80 Jahre alt und ist derjenige der schon immer hier gewohnt hat. Unzählige WGs und junge Menschen hat er schon ein und ausziehen erlebt.
Die früher noch regelmäßigen Hoffeste hat er immer wohlwollend vom Balkon aus mit erlebt, konnte sich aber trotz mehrmaligen einladen, nie dazu aufraffen zu uns hinunter zu kommen.

Zusammen mit seiner Frau standen sie dann also manchmal für längere Zeit am Balkon und schauten sich an, was da so alles los war in unserem Hof.
Noch nie gab es auch eine Beschwerde wenn eine Feier länger dauerte, oder gar das aufräumen am nächsten Tag allen beteiligten sehr schwer fiel und es sich bis in die kommende Woche hineinzog, das alles wieder an Ort und Stelle war.

Mit der Zeit und mit den Jahren lies aber auch die Anteilnahme vom Balkon aus immer stärker nach.
Seiner Frau ging es nicht mehr so gut. Sie wurde dement und ihr gemeinsames Konstrukt fing an zu bröckeln. Wir im Haus hatten schon einiges an Erfahrung mit dementen Bewohnerinnen.
In der Wohnung nebenan wohnte eine italienische Nona, die trotz hochgradiger Demenz noch bis ins hohe Alter in Schlappen auf ihrer Vespa zum einkaufen gefahren ist. Manchmal hat sie sich verfahren und dann gab es wieder große Sorge und die Kinder haben sie mit uns zusammen gesucht.
Irgendwann wurde den Kindern klar, daß sie ihre Mutter nicht mehr in unserer Verantwortung lassen können. Und sie ist, vermutlich zum sterben nach Italien gebracht worden.

Frau Schag die freundliche Nachbarin, ereilte kein so schönes Schicksal. Ihr Mann versuchte es eine zeitlang damit, sie einzusperren. Aber nachdem sie auch in der Wohnung dann Dinge nicht mehr so hinterlassen hat, wie er es gewohnt war und man sich nicht mehr darauf verlassen konnte, dass sie das Essen richtig kocht und überhaupt die Dnige tut, wozu man doch so eine Frau hat, hat Herr Schag sie ins Altenheim gebracht. Ich verwende seine Worte.
Ich weiß nicht wieviel Liebe da jemals im Spiel war. Und auffällig fand ich es schon immer, das wir noch nie eines der 3. Kinder bei uns im Haus angetroffen haben.

Dieses alte Pärchen, deren Leben nach Erzählungen von Frau Schag nur aus Arbeit bestand. Ich kann nicht beurteilen, ob sie glücklich waren oder nicht. Und noch weniger kann ich die Dinge beurteilen die Herr Schaag nun langsam aus der Wohnung räumt.
Für ihn anscheinend wertlose Dinge, die seiner Frau gehören.
Sie wird nicht wieder zurück kommen und er hat keine Verwendung dafür. Aber direkt in die Mülltonne werfen möchte er sie auch nicht. Dafür hängt vielleicht der Geist seiner Frau zu sehr an diesen Dingen.
So machen sie vielleicht nochmal eine Zwischenstation. In einer der WG’s. Oder so wie bei uns. Der kleine Fächer mit den spielenden Pandabären.

Würde Herr Schaag in anstatt ihn zu verschenken, seiner Frau ins Altenheim mitbringen, würde sie sich vielleicht an die Reise nach China erinnern, die sie vermutlich nie gemacht haben.


 

Matt S. Bakausky: Filmspiele

Ein Film. Kennst du ihn schon? Oder nur den Trailer?
Es dämmert dir. Es ist einer von diesen Filmen. Einer von vor jener Zeit. Die Ereignisse von dieser Zeit oder davor trugen dazu bei, dass Verbindungen in deinem Hirn aufgebaut worden sind. Oder wie dieser scheiß Apparat auch funktioniert. Einer dieser Filme, den du höchstens bis zur Mitte gesehen hast.
Cineastische Bildungslücken.

Der Film lief auf einem Computer im Stream. Eure vier Augen davor. Bis eure vier Hände woanders hinschauten.
Der Film wird zur Tapete für die dünnen Wände.
Eine Ummantelung für das Schamgefühl.
Es kommt zur Einführung, zum Wendepunkt zum Höhepunkt und dann zum Abspann. Kurzes Kuscheln bis sie zu reden anfängt. Post-koitale Tristesse.

Irgendwann war es vorbei.
Keine halben Sachen mehr bei den bewegten Bildern, keine dualistischen erotischen Erlebnisse von da an.

Und jetzt schaust du den Film zu Ende an.
Zum ersten Mal, denn du hast ja sonst nix zu tun.
Schließt die cineastische Bildungslücke.
Kannst dich danach in den Schlaf weinen oder betrinken.

Martin Knepper: Im Delta

»Die lutschen Schuppen einzeln ausficken will ich dir, du Geilforelle« brunft der ältliche Quapp und zieht sich schwerfällig den Sack über die Eichel.

»Ja, du Glibber–Nille, Fischpenis, brunftliche Quappe! Gib mir deinen Sex!« röhrt die Hommingberger-Gepardenforelle häutig mit einem Blubber voll Poppysmata zurück, in denen tighte Drallen wippen.

Fisch–Titten, meersteif kloppige Samentaschen, die joch über alge Otzen laichen, seifig verbohrte Schwimm–Labien in einer Eier–Jauche voll salzem Geil–Odel.
Während tropfe Präputiums–Ringe sich blasicht in warme Schlick–Löcher atzen, gründelt das spermatriefende Blasmaul wollüstig in seine Backen–Schlappen.

»Ribisel mich spritz in meine milchhungrige Nache, du schanker Rogen–Papst« murmelt sie verkitzlert.

drip-drop-drip-drop-drop-drop-drop,
drip-drop-drip-drop-drop-drop-drop,
drip-drop-drip-drop-drop-drop-drop…

Opake Perlen scheißen wundermild aus der Cervix–Ritze ab, in der schon umgezählt halb–lunge Riemen–Schlacken sintern. Abgespritzte Bartfäden rüsseln bohrig über einen pintdicken Obernippel, auf zwischenriffen Keuchpolstern und in Kavernen voller fischem Geilschmand.
Die krustenvermuschelte Tidenfut bibberig gegen den samen Fischpenis gekeilt, schubert die Hommingberger-Gepardenforelle nach dem Abendspritz, doch der blasentange See–Hengst kann da nur buffen:

»Meine marine Suppe soll ich dir in den Eiersack löffeln, du zweitmeistangeklickte Korallen–Hure? Dich durchnagelte Krill–Schlampe limnisch in deinen tropfnassen Wixberg dengeln? Ich will dich vor mir schwänzeltanzen sehen, schnorchel mich aus, du linkfisches Sielmännchen… «

Keiler und keiler simst die kaltblütige Klimaxfrequenz, ihre Fotz–Flossen stacheln schon, der Quapp riemt und riemt, eine vorlaufe Fischbrühe des onanierenden Pupfischs von der dritten Strömung untermischt die Labe, die Hommingberger-Gepardenforelle und der Quapp tauchen ab in bohrem Kreisch, immer ratzinger verpilzt sich ihr gemeinsames Kloaken, «Wella! Wella!“, sprudelt sie ohne jeden Zander.

Und immer froscher nimmt er sie, verpasst den strullen Barten einen Zilpzalp, setzt da einen untermeerischen Schleimgriff, dort einen Prong voll Tuff, ganze Laken buttet er über sie, eine Tsunami flutet ihre Schwimmblase, unablässig pumpt er eiweißen Zagel–Schleim in die tauchtiefe Plankton–Spalte, der im Schnief die Kiemen keiteln.

Es ist vorbei.

Die beiden Geilfische entmannen sich ungeschlacht, grützen ihre Rochen auf und orgeln verblasen in den Cunnus.