Peter Reus – Instagram Folgen

I
Ich vor Ayers-Rock
Ich vor Machu-Picchu-Inka-Stadt (oder Maya-Stadt oder …?)
Ich vor Empire-State-Building
Ich vor den Pyramiden von Gizeh
Ich vor Gletscher
Ich vor Naturkulisse

II
Ich vor Robbenbaby
Ich vor Flamingos
Ich vor den Big Five (Giraffe, Elefant und … ach, die andern halt)
Ich vor Blauwal
Ich vor Naturschauspiel

III
Ich vor Feuerwalze
Ich vor Murenabgang (oder Lawine?)
Ich vor Überschwemmung
Ich vor Naturkatastrophe

IV
Nach mir
Die Sintflut

Harald Kappel: Erbarmungslos

in der flimmernden Hitze
schmilzt der Asphalt
vor meinem Fenster
und die Hoffnung
in meiner Weißen Substanz
es gibt kein Entrinnen
keinen Luftzug
Gott kennt kein Erbarmen
und keine Freunde
das Denken
ein dramatisches Zögern
in der flimmernden Hitze
schmilzt mein Verständnis
vor meinem Fenster
wartet Dein Abschied
Gott kennt
wirklich
kein Erbarmen

Harald Kappel: Spekulation

in Steinschnittlagerung
hofft Aschenbrödel
auf magisches Blut
sie weint
vor Glück
ein magischer Affront
das Aufklärungsgespräch
erzeugt Kaskaden
von Empörung
die Predigt
wird unterzeichnet
hinter den Gardinen
verstecken sich
die Gutachter
vor sich selbst
der neueste Kardinal
bestellt Buntglas
für den Beichtstuhl
der Durchblick
geht verloren
der Livestream
wird aktiviert
der Download
komplettiert
das Spekulum
rostet
Aschenbrödel
bestellt Buntglas
für das Handgelenk

Michael Schmidt: Wuiser und das Wandern

– Wo wird denn der Professor Wuiser sein?

– Warum?

– Weil er nicht da ist.

– Mei, wird er halt wahrscheinlich wo hingegangen sein.

– Ja, bestimmt. Bestimmt ist er irgendwo hingegangen. Weil daheim ist er nicht. Aber wundern tut mich das auch nicht, zumindest nicht direkt, dass er wahrscheinlich wo hingegangen ist. Der Herr Wuiser ist ja so gut wie andauernd unterwegs. Gut, wär ich auch an seiner Stelle. Ich meine, wenn ich in seiner Zwölfquadratmeterwohnung da droben hausen müsst. Da würd ich auch andauernd woanders hingehen. Aber der Professor Wuiser ist ja gerade auch darum andauernd unterwegs, weil er das im Blut hat. Der stammt ja aus einer Familie von Wanderern. Was sag ich, aus einer ganzen Dynastie! Aus einer uralten! Weil was viele gar nicht wissen, ist, dass ein Urururahne vom Professor Wuiser sogar die Völkerwanderung ausgelöst hat.

– Was Sie nicht sagen!

– Ja, wenn ich’s Ihnen doch sage! Die Völkerwanderung! Die war eigentlich als Tagesausflug geplant. Ist dann aber irgendwie eskaliert. So was ist ja in der heutigen Zeit gar nicht mehr vorstellbar. Heute schnaufen sie schon, wenn sie nicht Schlag Mittag auf einer Berghütte sind. Zum Einkehren. Die immer mit ihrem Einkehren! Und wenn sie Pech haben, setzen sie ihnen ein paar ranzige Pommfritz vor oder einen alten Leberkäs oder einen Fingerhut voll Kaffee und ganz am Ende dann eine Rechnung von 80 Euro. Aber wer hätt sich das während der Völkerwanderung schon leisten können. Die haben ja selber nichts gehabt! Was haben die denn früher generell gehabt! Nichts! Und darum, hat der Professor Wuiser gesagt, geht er grundsätzlich nie auf eine Berghütte rauf. Ja, nicht mal auf einen Berg! Sondern immer ganz weit außen rum. Oder wenn es einen Nebel gibt. Wie letztes Mal. Wie der Herr Wuiser den gesehen hat, ist er auch ganz einfach um den herum gegangen. Weil es angeblich die Berge und die Nebel gewesen sind, sagt er, die seinen Urahn mit der ganzen Völkerwanderungs-Combo so in die Irre geführt haben. Aber am Ende, ganz am Ende, sind sie halt doch bei Rom drunten ausgekommen. Zum Glück! Weil sonst wär am Ende – und da mein ich jetzt tatsächlich ganz, ganz am Ende – sonst wär da noch irgendwas passiert, bei dieser Völkerwanderung da. Sonst hätte das noch was werden können, gell.

Jörg Hilse:Tausendfüßler

Ein Tausendfüßler aus der Rhön
fand, es wär doch so schön
sich einfach ein Ticket nach Spanien zu kaufen
und den ganzen Jakobsweg runter zu laufen.

Und er bestellte in aller Ruhe
bei Zalando 500 Paar Schuhe
Die kamen nur langsam
Stück für Stück
Als Sonderanfertigung aus Quakenbrück

Tausendfüßler sprach bang
Das dauert mir aber zu lang
Und trat von der Reise zurück.

Iulia-Alexandra Mladin: Tik Tak


Auf dem Haupt des stolzen Berges
Summt, die Stille
Sie nimmt, dich ein.
Der Blick verfängt sich
Er rollt,
Durch graue Trostlosigkeit aus Staub.
In Wellen von Dunst ergießt sich
Das Meer ihrer Konturen.
Erspäht,
Durch des blauen Himmels Vorhang.
Die Uhr aus Schotter und Stein
Schlägt, nach einem alten Takt,
Beschwichtigt, deine Schnelllebigkeit.
Das sture Schweigen der Berge
wie Wachen, über’n großes Reich.
Im schroffen Eigensinn erhoben,
Die spitzen Kanten ihres Steins.
Die Bergen tragen,
in ihren Wogen,
die alten Lieder der Welt.
Die Lieder von Unendlichkeit, und Ruhe
und wie alles Sein – vergeht.