wer weiß wohin die Reise geht, ich nicht von minutiös wächst mir der Horizont ins Nachlicht und erinnert sich an das alte Fotogen und Spuren, die gekonnt die Sichtverschiebung stark ins Blau verschieben: im Sommer haben wir gesonnt im Winter bleibst du ziellos liegen und zählst das Raufaser in deiner Hand die Linien, die nicht mehr verzweigen, geformt zu einem Strom und einem Band…
Der Staub der Kanäle, das Wechselprogramm, die Zeitschrift ein Muster für Taten und Drang: du zappst durch die Stunden (erst vor, dann zurück) inmitten des Raumes; was hast du doch Glück.
Ein Kind in den Armen, der saugende Mund in einem Fahrzeug, ich suche dich und nach einem Zentrum, einer Mitte, die Stadt: ich fahre und fahre, dass Kind trinkt sich satt.
Alles unter einen Hut kriegt die Krakin. Die hat’s gut. Mit einem Arm spielt sie Klavier, mit dreien kippt sie Bier um Bier und mit den allerletzten vieren kann sie fröhlich masturbieren.
Zum Kater sprach die Katze: „Du putzt das Haus, ich ratze.“ Das tat er. (Es war ein moderater Kater).
Im Grase ruft die Schlangendame: „Seht her, ich habe keine Arme! Ein Glück. So kann ich gar nicht putzen, keine Rosensträucher stutzen, nie Socken ineinander knäulen und dem Gatten keinen keulen. Ich kann nur liegen, kriechen, krauchen … und ab und an mal eine rauchen.“
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Zum Hengst sagt die Stute: „Hör mal, ich blute.“ „Wo denn?“ – „Im Schritt.“ „Igittigitt!“ „Es tropft da raus.“ „Genug! Schluss, Aus!“ „Kurz gesagt, ich menstruiere.“ „Das geht mir ganz schön an die Niere!“ „Es fließt und flutet, strömt und rinnt …“ „Ich bin hier gleich vor Ekel blind! Könn’ wir nicht von was anderm reden?“ „Na gut. Es regnet heut in Schweden.“ „Puh, danke.“
Die Kuh, die lacht, der Bulle flennt: So hat man sich im Stall getrennt. Damit er wieder lächelt bald zahlt sie ihm etwas Unterhalt.
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Heute starb ihr zwölfter Mann – gezogen ihm des Lebens Stecker! Die Schwarze Witwe flennt zu Gott: „Warum sind die Kerls so lecker?“
Herr Seepferdchen gebar ein Kind und macht darum ein bisschen Wind. „Hey Leute, ich hab krass gebärt!“, bis es das halbe Meer erfährt, „so hart gebärt! Gedrückt! Gepresst! Mich vollgekackt und eingenässt, und dann, nach dreißig Höllenstunden kühn und gnadenlos entbunden! Per Kaiserschnitt. Seht her, ich habe ‘ne geile Harry-Potter-Narbe! Drum muss ich jetzt beim besten Willen die nächsten 20 Jahre chillen.“
Unter dichten Nebeldecken in geheimnisvollen Schluchten hört man geile Tellerschnecken mit viel Geschrei sich selbst befruchten.
(aus der Serie Rüstkammer-Phantasien, Blankosonett)
du schweigst im Schatten, Dasein, Vielgesagtes ALT vor den der, im Kreis der Wirklichkeit glänzt Altes neu und neues Umkehrbar durchleuchtet und durchdrungen, Feinabrieb
der lieben Leiden Wiederholungsmuster und Rüstzeug, um uns wärmer anzuziehen erst gestern war es Frühling, heute Winter geknickte Blumen und geknicktes Gras
schon glänzt das Altmetall in trauter Runde Gouache-Grau und Bleistift auf Papier den Winkel alter Taten neu zu leben
Traumfolge I: Rüstkammer-Phantasien die von der Minne bis zur Muse reichen sang schon die Nachtigall tandaradei…