Anne D. Plau: Fahrplan

Unter der Brücke lag
Jüngst er in schwarzer Nacht
Grölte Noten, kreischte
Schuf lange Pausen, die den Fluss verstörten
In Gedanken arrhythmisch verschwommen
Die Lichter der Stadt und alle
Die alles zu haben schienen
Er setzte sich auf, trank und ertrank
Seine Seele
Die schrie und schlug um sich
Die eine
Während der Bus über der Brücke hielt
Die Türen öffnete, sie wieder schloss und
Entschwand mit seinen Träumen
Unter der Brücke lag
Jüngst er. Noch Im aufgehenden Morgen

Katrin Rauch:Schlager

Jacques Prevert: Je suis comme je suis

Je suis comme je suis
Je suis faite comme ça
Quand j’ai envie de rire
Oui je ris aux éclats
J’aime celui qui m’aime
Est-ce ma faute à moi
Si ce n’est pas le même
Que j’aime à chaque fois
Je suis comme je suis
Je suis faite comme ça
Que voulez-vous de plus
Que voulez-vous de moi

Je suis faite pour plaire
Et n’y puis rien changer
Mes talons sont trop hauts
Ma taille trop cambrée
Mes seins beaucoup trop durs
Et mes yeux trop cernés
Et puis après
Qu’est-ce que ça peut vous faire
Je suis comme je suis
Je plais à qui je plais

Qu’est-ce que ça peut vous faire
Ce qui m’est arrivé
Oui j’ai aimé quelqu’un
Oui quelqu’un m’a aimée
Comme les enfants qui s’aiment
Simplement savent aimer
Aimer aimer
Pourquoi me questionner
Je suis là pour vous plaire
Et n’y puis rien changer

Lea Schlenker: Abriss

Deine Strähnen
Eine nach der anderen
Kérastase
Metastase
In deinem Land muss die Krankheit verschwinden

Ich sehe nichts
Aber ich fühle mit 
Und meine Haare
Meine Weiblichkeit
In anderen Wegen verboten 
Auf Umwegen
Zu Keratin 
Ganz intim
Und doch schauen alle Menschen zu

Ich möchte eine Frau sein
Die für euch kämpft
Ich möchte eine Frau sein
Mit Protein in meinen Tränen
Möchte den Tumor als Chirurgin entfernen
Möchte das Patriarchat ohne Betäubung auskernen
Ich kann zwar nicht die Welt verändern
Aber 

Claus Caraut: Geang as Dirndl auf die Walz

Geang as Dirndl auf die Walz
Kam a flotter Bua und sprach sie oo.
Schlug sie ihm den Kopf vom Hals
Holarü didüdi jodijü
Denn sie war bei der Antifoo.

Wor as Dirndl in der Stadt
Holarü didüdi jodijü
Kam a fescher Bursch und fasst sie oo
Tritt as Dirndl ihm den Schädl platt
Holarü didüdi jodijü
Sie fand, er verdient es so.

Kam die Polizei mit viel Trara
Holarü didüdi jodijü
Wollt as Dirndl eifanga
Sprach as Dirndl: bin scho da
Rattataa tatata tatataa
und eröffnete das Feuer

S Dirndl schießt und Bulle schreit
Holarü didüdi jodijü
Lässt sich niemals unterkriegen.
Wünscht uns eine schöne Zeit
Holarü didüdi jodijü
beim das Patriarchat besiegen.

Benjamin Weissinger: Idee für Schlagertext

Titten in der Eierbaaahn/
Eier in der Tittenbaaahn/
Gelegentlich, unweigerlich/
Trapezartig, uneigentlich

Tiiiitten in der Eierbahn/
Eeeeeier in der Tittenbahn/
Angezogen, ungezogen/
Abgebogen, ungelogen

Titten in der Eierbaaaaaahn
Titten in der Eierbaaaaaahn
Titten in der Eierbaaaaaahn

UND ALDI GULASCH IMMER GULASCH
ALDI GULASCH IMMER GULASCH
LEGUANE, MEERESSCHWANE
JJJJJA!

Lea Schlenker: Schnelle Autos/leichte Mädchen

Wenn David Hockney Schlager singen würde
wenn es so etwas wie leichte Mädchen geben würde
die durch die Luft schweben und auf Trampolin
und Erdbeersträuchern
Geburtstag feiern dürften

Wenn Jackson Pollock
ein Lineal benutzen würde
wenn mein Geld nicht jeden Tag
an Wert verlieren würde
Ich würde vermutlich nicht viel anders machen
dich vermissen in lauen Sommernächten
surfen auf deinem Cyberportfolio

Wenn Meret Oppenheim
nicht von blauem Enzian träumen würde
wenn dein Handicap
nur nicht so furchtbar wäre
wenn ich von meiner Mutter nur nicht
alles Schlechte geerbt hätte
wenn die Strassen nachts
nicht so leer wären

Ich würde vermutlich nicht viel anders machen
dich zerreissen in lauen Sommernächten
den Olivenbaum mit meinen sommerlichen Tränen bewässern
surfen auf meinem Cyberportfolio

Margit Heumann: Schlagerschnulze

Einst war ich eine verlassene Frau
es wäre für mich der Supergau
wenn ich unbemannt bliebe.

Was tut eine Frau, wenn es wirklich hakt
auf der Jagd nach dem Liebeskick?
Sie googelt und tindert und sucht Kontakt
und findet im Netz ihr Glück.

Einen Gentleman hab ich gefunden
wie‘s ihn nur einmal gibt,
Hals über Kopf in wenigen Stunden
war ich in Hannes verliebt.

Es folgten Zeiten voller Glück,
Hannes war in allem mein Held,
drum gab ich ihm alles und hielt nichts zurück,
Weder Liebesbeweise noch Geld.

Nicht lang, denn kaum war das Konto leer,
auf den letzten Cent geräumt,
da war er weg, der feine Herr,
und mein Liebestraum ausgeträumt.

Und die Moral von der Geschicht‘:
Bist du auf Männersuche,
trau keinem Gentleman nicht
sonst schlägt das Minus zu Buche.

Jutta v. Ochsenstein: im Schatten

es gibt die Inhalteprüfer 
für die Metafacebook-Sauberkeit:
Menschen kauern vor Bildschirmen
Bildschirme mit Gewaltfilmen 
jede Gewalt: menschliche Abgründe

Inhalteprüfer sind aus ärmsten Ländern
von täglichen verstörenden Bildern traumatisiert
für ein sauberes Meta für uns alle

es gibt die Doku: Im Schatten der Netzwelt
kämpfen Inhalteprüfer für ihre Behandlungskosten 
im Schatten der Milliarden

Jakob Leiner: HELLSEHEN

es ist sehr gut möglich 
dass ich nachher unter 
dem einfluss eines glas 
rotweins mich an den 
schreibtisch begebe und 
schnell aus einer idee 
ein gedicht entwerfe 
das der stimmung an 
gemessen ist ihr sogar 
schmeichelt das kommt 
ganz darauf an was  
das gedicht möchte  
ich für meinen teil werde 
dasitzen und höchst 
wahrscheinlich denken 
man man ist das meta.  

Lena Kratzer: Fiat Panda

Immer hat es dich getragen,
von Ort zu Ort gefahren
über Autobahnen und Landstraßen.
Ein Dach über dem Kopf,
am Lenkrad deine Fingerabdrücke.

Ein Geruch von Abenteuer mischt sich
mit dem Gegenwind vergangener Sommertage.
Erinnerungen in Nebelscheinwerfern,
Musik als Begleitung.

In den Ritzen der Sitze
Erdnussreste der letzten Fahrt.
Doch da umarmt schon bald wieder
der Panda die Frau Meisendraht.