Carsten Striepe: Flaschenpost

Gesellschaftskritik ist ein Lifestyleprodukt. Nicht mehr als ein schickes Accessoire von Akademiker:innen jeglicher Coleur, das sie vor sich hertragen und begeistert davon erzählen welche tollen Erkenntnisse und Erfahrungen sie im Austausch miteinander gewinnen durften. Stolz präsentieren sie das Unsagbare der Woche ohne die Tragweite überhaupt begreifen zu wollen. Gleich einer Holiday-Experience und einer Afterwork-Session mit den ach so geliebten Kolleg:innen. Ein Glaubensbekenntnis, dass wir dies und jenes erkannt und in uns vernichtet haben, während die ganze Scheiße einfach weitergeht. Und manchmal reicht die Demut gerade noch für ein Bier getränktes Bekenntnis, die immer noch anwesenden inneren Widersprüche anzuerkennen. Aber bald hat man es geschafft. Bald ist man frei vom Widerspruch. Ganz bestimmt. Bald. Und dann?!

Uns ist einiges abhanden gekommen über die Zeit: Die einstige Schlagkraft der Krüppel- und Irrenbewegung, die Antipsychiatrie und Patient:innenkollektive, die autonomen Bewegungen gegen die Zumutungen des Geschlechterverhältnis, sowie die antirassistischen Proteste der 80er und 90er Jahre, selbst die 68er-Bewegung trotz all ihrer Irrwege, Karriereambitionen und Projektionen. Heute sind sie Speaker:innen, Workshopgebende, Lehrer:innen, Pädagogi:nnen, Wirtschafts- und Businessmenschen im Anzug. Sie sitzen in Gremien und Kampagnen, sind promovierte Expert*innen für dies und das, geben schlaue TED-Talks zu wichtigen Themen, sie wissen wie man redet und wie man Menschen für sich gewinnt, sie überzeugen in der Kommunalpolitik und auf Bundesebene, machen Expertisen-Beratung, reden über Sustainabilty und SDGs. S-D-Gs! Echte Macher eben. So hört zumindest jemand zu – was er oder sie hört und daraus schließt ist nicht weiter von Belang. Was daraus folgt – egal, denn es geht um das Bekenntnis! Ein Workshop hier und da. Für das höhere Ideal! Für die gute Sache! Für die einfachen Botschaften! Mehr als Harmonie ist nicht drin.

War das erklärte Ziel nicht die Abschaffung des entfremdeten Tuns und Machens, des Kategorisierens, des Labels und der Etiquette? Eine radikale Kritik der Zurichtung eines jeden Subjekts? Gegen alles was scheiße ist? Nieder mit den Palästen? Eine Welt frei von Zwang und zweckgesteuerten, instrumentellen Beziehungen? Die Bezugnahme aufeinander radikal verändern und neudenken? “Alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen” …und so weiter und so fort? Antiquiertes Geschwätz, für das sich kein Absatzmarkt am sogenannten Meinungskorridor mehr findet. Die heiklen Themen werden ausgespart, weil jemand die Meinung aus gänzlich anderen Gründen teilen könnte, der uns nicht gefällt. Diskussionen um emanzipatorische Belange sind nicht weiter von Wissensaustausch und schmerzhafter Bereicherung durch Widerspruch geprägt, sie sind zum Austausch von Bekenntnissen verkommen. Es wird abgeklopft ob die Person gegenüber den Standpunkt teilt. Wenn nicht, lohnt sich keine weitere Auseinandersetzung. Der Unterschied von Argument und Standpunkt verschwimmt.

Seit Herbst letzten Jahres ist nichts mehr wie es war. Zu verschieden die Verschiedenheit. Zu heimelig und bequem die Gedanken, die zum Einfachen führen. Brechts “Das Einfache, das schwer zu machen ist” scheint noch weiter in die Ferne gerückt als je zuvor. Da sind nur noch anonyme Schützengräben aus denen geschossen wird. Das Lob auf Selbstkritik ist nichts wert, wenn sie nicht verstanden, geschweige denn kollektiv eingelöst wird. War bis zu diesem Tag immer weit entfernt von jetzt. Was wenn die autoritäre und konformistische Rebellion das letzte bisschen vom Tellerrand der Gesellschaftskritik kratzt und sich einverleibt? Wo sind die Unterschiede im Suchen nach dem greifbaren Bösen in der Welt? Wie schafft man die Gehirnakkrobatik sich selbst aus der Kritik auszuschließen und dem Wahn – die eigene Gewordenheit in all dem Ekel ignorierend – verfällt? Wie viel Pragmatismus ist nötig bis zur völligen Selbstaufgabe? Was bleibt da übrig als angepasste Selbstvergewisserung und Klarheit der einfachen Worte? Vernichtung statt Verneinung ist schön – sie tut uns ja nicht weh, nur den anderen. Innere Konflikte werden beiseite gestellt und suchen eine Leinwand zur Projektion auf der stellvertretend Schlachten geführt werden. Dabei muss und wird doch sowieso alles kurzüber in Flammen stehen.

Wo kämen wir da hin wenn Gesellschaftskritik weh tun würde? Sie muss angenehm serviert werden auf einem buntem Porzellanbett, von dem wir jedes Wort schlürfen solange es uns schmeckt. Geh mir weg mit Gewordenheit, Zurichtung und Verhältnissen! Hört mir auf mit dieser Beharrlichkeit! Sei konstruktiv – auch wenn du dir nicht ausgesucht hast hier zu sein! Bitte nicht zu kompliziert, es soll ja auch jeder verstehen und mitkommen können. Klassismus wider Willen, dem Unverstandenen keine Chance einzuräumen bevor es verstanden werden kann. Klar, hier und da ein Begriff der uns suggeriert es sei von Relevanz. Wir brauchen Reichweite – sonst lohnt es sich nicht. Kritik muss sich aber lohnen sonst ist sie nichts wert. Wenn sie das soll, ist sie dann nicht vielmehr ihr Gegenteil? Ich habe noch nie davon gehört, dass einfache Antworten komplexe Probleme gelöst hätten.

Vor Jahren laß ich in einem Gedicht: Dialektik sei es tagsüber rote Flugblätter zu verteilen und abends schwarze Gedichte zu schreiben. Ist es noch Dialektik wenn letzteres zu überwiegen droht?

Allmählich ziehe ich ernsthaft in Erwägung ans Meer zu ziehen. Wenn wir schon dem Untergang geweiht sind, wünsche ich mir die Flaschenpost wenigstens am Strand lesen zu können.

Christian Knieps: Überwindung der Kritik

Letztens las ich einen Artikel über Post-Kritik, in dem es augenscheinlich nicht um eine substanzielle Kritik an der Post geht, auch nicht ums gute Prosten, denn dafür fehlt nicht absichtlich ein Buchstabe, wohl auch nicht ums kritische Posten von Müll im Netz, sondern um einen neuen Zugang zu einem Text – für Menschen gemacht, die glauben, dass man über multiple Metaebenen zu einer anderen Erkenntnis gelangen kann, wenn man sich dem Text nur anders, in einer Realität, die leicht um einen µ verschoben ist, nähert. Wie weit sind wir bei einem solchen Postulat in einem Spielfeld, das einige der versiertesten Diktatoren unserer Zeit perfektioniert haben? Und wie würde man auf das Ergebnis einer post-kritischen Betrachtung kritisch reagieren? Mit einer post-post-kritischen Haltung? Wie viele Posts (wohlweislich keine Posts im Internet) braucht man eigentlich, bis die Kritik nur noch einen minimalen Teil des Ganzen ausmacht? Vier, fünf, sechs Iterationen? Wie wäre es, wenn wir dann nicht einfach sagen, dass wir die Kritik überwinden? So einfach! Einfach so! So!

Also stellen wir uns mal eine Welt vor, in der jeder als Quasi-Diktator seiner eigenen Umwelt einfach Sachen sagen kann, die automatisch wahr sind, weil niemand da ist, der Bock hat, über die ganzen Post-Iterationen irgendeine Form der Kritik zu üben. Warum auch? Während man in Management-Seminaren lernt, dass man immer weiter fragen soll, bis man an die Kernursache des Problems gelangt, so ist hier der Weg der Verwässerung eines jeden Arguments vorgezeichnet. Der Posten des Post-hoch-x Kritikministers der eigenen Realität ist längst vergeben, und wozu braucht es noch Adlaten und Ja-Sager, wenn alles in dem Moment zur Wahrheit reift, wann es ausgesprochen wird? Würde der Populismus eine solche Entwicklung überstehen? Oder wäre es dann ein post-hoch-x-kritischer Populismus? Nun ja, hier schaltet sich wohl der letzte Überrest nach der postapokalyptischen Kritikvernichtung ein: Was wäre dieser Zustand eigentlich anderes als der heutige? Sind dann leider schon alle Posten vergeben? Mist, wie immer bin ich zu spät dran! Bleibt nur noch die Chance, mein eigener Post-hoch-x-Kritikminister meiner eigenen Meinung zu werden. Wenig Renommee, aber wenigstens nicht nichts! Eat this, Post-Kritik! Prost!

Elias Hirschl: Über das Motiv der SAMSUNG MS 23 K 800 Watt Mikrowelle im Werk von Karsten Dorsch


Heute möchte ich einen Blick auf einen stark unterschätzten Autor werfen, ja vielleicht den unterschätztesten aller Zeiten. Karsten Dorschs Romane zeichnen sich durch ihre sprachliche Raffinesse aus, durch ihren Einfallsreichtum, ein diffiziles Einfühlungsvermögen zu seinen Figuren und eine enorme Detailkenntnis historischer Werke, zu denen er in seinen Büchern durchwegs stark Bezug nimmt. Ja seine Bücher sind gespickt mit Querverweisen, Zitaten und Anspielungen auf andere Werke und es würde Jahre dauern sie alle aufzulisten. Es gibt mehrere Theorien darüber, warum Dorschs Romane nie wirklich in den Literatur-Mainstream vordringen konnten. Manche halten sie für zu trist, andere für zu komödiantisch und wieder andere sagen, es liegt an eben jenen Querverweisen von denen Dorschs Bücher nur so überquellen. Letztere Theorie möchten wir uns kurz genauer ansehen.
Dorschs Werdegang ist im Vergleich zu seinen literarischen Kolleg:innen ein etwas sonderbarer. Als siebenjähriger Junge flüchtete er während eines Hurricans in den Sturmschutz-Bunker eines Nachbarn. Der Nachbar starb während des Sturms und der kleine Karsten war so leider die nächsten 30 Jahre in besagtem Bunker gefangen, bis ihn eines Tages ein Jogger zufällig entdeckte. In diesen 30 Jahren ernährte sich Karsten Dorsch ausschließlich von Tomatensuppe und Bohnen aus der Dose und las sämtliche Bücher, die in dem Bunker vorhanden waren. Die Bücher im Bunker waren: Ein Fall für dich und das Tigerteam Teil 576 – Geisterspuck im Altenheim von Thomas Brezina sowie eine Bedienungsanleitung für die Bunkerinterne Mikrowelle zum Aufwärmen von Dosennahrung. Laut eigener Aussage fand Karsten Dorsch seine Liebe zum Schreiben von eigener Literatur in dem er immer und immer wieder Ein Fall für dich und das Tigerteam Teil 576 – Geisterspuck im Altenheim, sowie die Bedienungsanleitung der SAMSUNG MS 23 K, 800 Watt Mikrowelle las.
Seine Bücher enthalten dementsprechend ebenfalls ausschließlich Zitate, Verweise und Anspielungen auf diese beiden Werke, die in der Geschichte der Weltliteratur leider viel zu wenig Beachtung finden, sodass die meisten Leser von Dorschs Romanen seine genaue Kenntnis dieser Werke nicht richtig zu würdigen wissen. Beispielsweise sein grandioser Roman: Die kaputte Mikrowelle in Zimmer 34, in dem vier Jugendliche der Bewohnerin eines Altenheims dabei helfen herauszufinden, wo die seltsamen geisterhaften Geräusche aus ihrer Mikrowelle herkommen, ist ein Musterbeispiel eines psychologischen Thrillers und verbindet gekonnt literarische Elemente und Motive nicht nur aus dem Buch Ein Fall für dich und das Tigerteam Teil 576 – Geisterspuck im Altenheim von Thomas Brezina, sondern auch aus dem Werk Bedienungsanleitung der SAMSUNG MS 23 K, 800 Watt Mikrowelle. Auch sein zweiter Roman mit dem Titel: „Der Geist in der Mikrowelle im Altenheim“ ist ein grandioses Beispiel dafür, wie sich altbekannte historische Stoffe in neuem Gewand erzählen lassen. Die historischen Stoffe in diesem Fall sind die Bedienungsanleitung der SAMSUNG MS 23 K, 800 Watt Mikrowelle, sowie das Buch Ein Fall für dich und das Tigerteam Teil 576 – Geisterspuck im Altenheim von Thomas Brezina und das neue Gewand in dem sie erzählt werden, ist ein etwas anderes Altenheim mit Klimaanlage und eine Mikrowelle, die eine lustige Melodie spielt, wenn sie das Essen fertig erhitzt hat. Eine lustige Melodie… oder etwa das läuten einer Friedhofsglocke? Dorsch spielt gekonnt mit unseren Erwartungen und unterwandert sie immer wieder von neuem. So etwa auch in seinem dritten Roman: „Die geisterhafte Mikrowelle aus dem Altenheim“, in dem der Geist einer verstorbenen Mikrowelle die armen Bewohner eines Altenheims terrorisiert – eine wirklich außerordentlich gut gelungene Adaption des alltherbekannten Themas von Geisterheimsuchungen in Altenheimen, erweitert durch das Motiv der SAMSUNG MS 23 K 800 Watt Mikrowelle.
So oder so, Dorschs Romane sind immer eine Empfehlung wert und noch heute läuft es mir kalt den Rücken hinunter, wenn meine Suppe endlich heiß ist.

blumenleere: kawumm!

o, du groeszenwahnsinniges praefix, mega, das du – im wahrsten
sinne der worte mir nichts, dir nichts – aus eh schon gewaltigem
schier unermessliches machst!, ja, wir wollen deutlich mehr von dir,
wenn wir heraus, aus unseren ganz persoenlichen einsamkeiten –
den dilettantisch wabernden ausbeulungen uns kategorisch eigener
mickrigkeit – bewundernd dein ueberdimensionales vielleicht blosz
pseudo-dasein konstatieren, als gegenpol zu der – ach wir oeden
bloeden ereigniskonsumenten, denen wir kaum tatsaechliche
mitspracherechte zugestehen koennen – uns zugewiesenen
nichtigen randexistenz: denn egal, wie & wo wir es auch drehen &
wenden – liebe erde, die du uns notduerftig nur ertraegt –, du bist,
was wir nie sind & ebenso wenig je sein werden, unabhaengig der
behauptungen infantiler rauschpersonen, zumindest solange wir die
wirr verstreuten einzelteile des gesamtmenschen betrachten, doch –
masse! – in idiotie vereint vielleicht halt doch!

Christian Knieps: Die megamoderne Gesellschaft

Die deutsche Sprache ist eine der kombinationsreichsten der Welt und lässt Wörter erschaffen, die mühelos selbst bei Schriftgrad 4 noch ein Trennzeichen benötigen. Doch aktuell muss diese Sprache einen Trend, einen sogenannten Megatrend managen, der bei beschleunigter Weltgeschwindigkeit kaum noch mit den Regeln der Sprache abzubilden ist. Wo früher der Komparativ das probate Mittel des Vergleichs und der Superlativ bei den meisten normalen Menschen verpönt war, so fühlt es sich in der heutigen Welt des Megapopulismus’ an, als würden nur noch Schnarchnasen und Ewiggestrige den Superlativ nutzen. Der neue Standard scheint der Megalativ, obwohl es nach dem Superlativ sprachtechnisch keine weitere Steigerung mehr geben dürfte. Aber wie schon seinerseits Spaceballs mit sprachpräziser Übersetzungsgenauigkeit nachwies, dass es nach der Lichtgeschwindigkeit auch noch eine lächerliche und wahnsinnige Geschwindigkeit gibt, so gibt es heute nicht nur den Besten (also der Beste unter allen, die verglichen werden), sondern auch noch den Allerbesten. Was ist das dann? Es muss der neue Megalativ sein, der in einer Zeit des Megapopulismus’ eine Megagesellschaft erschafft! Wie fühlt es sich an, nicht mehr in einer Gesellschaft von Spießern zu leben oder im Bauchnabel des Mittelstandbauchs das eigene Kleinreich zu regieren, sondern in einer megaintensiven Zeit megatolle Megaereignisse zu erleben? Kein Wunder, dass sich wieder viele Menschen dem ruralen Leben zuwenden – dem megaruralen, versteht sich!
Doch es bedrängt uns noch mehr, denn wer glaubt schon, dass der Megalativ das Ende der Megafahne sein wird? Scooter hat den Hypermode schon angekündigt, und der Hyperlativ steht bereits in den Hyperstartlöchern. Das Leben und die Sprachen werden sich in eine Hyperlapse entwickeln, wenn das auf social media nicht bereits passiert – ein Jugendlicher mit dem eher unbekannten Gefühl der Langeweile ist ein Megatrottel, der den Sprung in den Hyperraum des Lebens verpasst – oder grenzt der junge Mensch nicht schon am Status des Hypertrottels? Da wagt man sich fast nicht, noch weiter vorauszublicken, denn wer weiß schon so genau, ob wir sprachlich nicht auch ein Futur Quadrat brauchen, um die abzusehende Ultrazeit mit ihren Ultralativen adäquat beschreiben zu können? Dabei könnte das Futur Quadrat die Möglichkeit in der Zukunft beschreiben, dass die abgeschlossene Entwicklung hyperrealistisch und hypermodern sein wird. Der Ultramensch mit seinen ultraschnellen Gedanken wird von einer ultrakontrollierenden Künstlichen Intelligenz ultraistisch vorgehen: alle Sprache wird technisch, Binärcodes, obwohl zugleich ultradämlich und ultraintelligent, aber vor allem ultraresilient, zerstören den letzten Rest der Mega- und Hyperzeit und verhindern mit ihrer Ultrakontrolle ein weiteres Ausscheren aus der Ultrasprache. Dann ist schon so etwas wie Game over angesagt, immerhin konnte auch Tetris zerspielt werden! Und von wem? Einem, der sicherlich in der Hyper-, wohl aber auch noch in der Ultrazeit leben wird.
Wer diese Gedanken für Schwachsinn oder groben Unfug hält, sozusagen groben Schwachfug, dem kann man nur eine megaintesive Hyperultraanalyse der eigenen Sprache empfehlen. Na?! Wie weit ist es denn noch? Aller-, aller-, allerhöchstens? Megaerschreckend, nicht wahr?

blumenleere: gehenna

denken wir uns doch mal rein, ins alte rom, oder vielleicht besser gleich gen antikes athen …? egal; gewiss duerfte zumindest sein, saemtliche moralischen vorstellungen von richtig & falsch waren damals noch nicht von christlicher scheinheiligkeit verseucht – das heiszt, es gab dementsprechend kein derartig konnotiertes suendenkonzept. & ja, sicherlich, es existierten wohl mehr bis minder konkrete vorstellungen davon, was als extrem verwerflich & damit – indes, wahrscheinlich teilweise eher personenbezogen – geahndet werden musste, allerdings fernab teuflischer versuchungen, unheilbar boeser seelen & des ansatzes, menschen via solch perverse methoden selbst in ihren eigenen waenden & sogar ihren traeumen zu verklaven zu suchen …
& heute? uns vermeintlich aufgeklaerte packt manchmal nach wie vor die furcht, wenn wir laut der kriterien eines widerwillig erfahrenen religionsunterrichts, des demselben zugrundeliegenden idiotischen dogmas & seiner unsere familien infiltrierenden hinterhaeltigen tentakel zu unkeusche gedanken hegen, waehrend wir die sexuellen uebergriffe ihre machtpositionen rigoros ausnutzender priesterhorden zwar murrend, doch hinnehmend, dass taeter maximal versetzt werden, einigermaszen devot akzeptieren, anstatt endlich – die eskapaden der wurzeln des black metal dahingehend formschoen imitierend – alle kirchen & sonstigen insbesondere katholischen unterdrueckungspalaeste endgueltig & irreversibel niederzubrennen & ergo zu eliminieren.

Christian Knieps: Pitch Deck

Number Factory ist wie Backen nach Zahlen – Würfel dir die Welt, wie sie dir gefällt!
Danny de Pedrosa y Jesus geht zum Boardroom, um seine neue Strategie zu pitchen. Heute ist Senior Management Meeting, und Danny hat sich eine neue agile Strategy für Finance results and adjustments ausgedacht – endlich gab es eine crispy Methode, um per multiplen Würfeln die P&L zu generieren, ohne Aufwand, auf Basis von stochastischen Methoden, quasi Advanced Dungeons and Dragons Style mit Unternehmensergebnissen.
Er tritt ein und möchte die Stimmung anfühlen, ob er den Flow spüren kann, das vorherrschende Mindset, damit er auf Augenhöhe mit dem Management sein Mission Statement performant präsentieren kann. Er koppelt seinen Laptop mit dem Smartboard und beginnt das Big Picture auszurollen, will alle mitnehmen und zieht daher alle Register seines Storytellings, in dem er von Mehrwert, Employee DNA und Nachhaltigkeit in systemgestützten Prozessen spricht, ehe er zum eigentlichen Thema kommt: dem Outplacement von einigen Lowperformern, da das Würfeln des Unternehmensergebnisses die hohe Kunst – quasi Rocket Science für Raketenwissenschaftler – ist. Das gesamte Finance Team müsste resilienter werden, näher ans Business rücken, Guide und strategischer Berater werden, Steuermann/frau/divers, Feedback gebend, wertschätzend, mit Augenmaß! – und was ist gerechter als der Zufall!? Also warum das Intrapreneurship evaluieren, warum Big Data nutzen und die Unternehmenskultur durch permanentes Coaching umkrempeln, wenn man doch einfach Würfeln kann?
Das Feedback am Ende seiner Summary ist positiv, das Commitment des Managements ist vorhanden und Danny ist am Ziel: er hat mit seiner Keynote zur neuen Unternehmensstrategie nicht nur proaktiv alles gegen die Wand gefahren, sondern auch induktiv und disruptiv eine gesamte Silowelt an den Pranger gestellt und ausgewürfelt. Alia iacta est!

Simon Ischebeck: Vom Irrtum und Gärten

Menschen (und andere Entitäten) irren sich häufig im Zusammenhang mit Gärten. Eine verbreitete Meinung ist die, dass ein Garten ein wunderschöner Ort sei, der Ruhe und Frieden verspricht. Schaut man jedoch genauer hin, erkennt man schnell, dass sich in Gärten seit jeher tragische, von Irrtum erzeugte Dramen abspielen.

Der paradigmatischste Irrtum weltweit trat im Garten Eden auf. Dort irrte sich Gott in der Annahme, dass es eine gute Idee sei, den ersten Menschen einen Baum mit köstlichen Äpfeln vor die Nase zu pflanzen, ihnen dann aber aus sportlichen Gründen zu verbieten, einen davon zu essen. Weil ER selbst jedoch Adam und Eva nun einmal als notorische Querdenker erschaffen hatte, die ständig „Out-Of-The-Box“ dachten und sich deshalb nicht an irgendwelche, ihnen sinnlos erscheinende Regeln halten konnten, war dies ein naiver Plan, der ja dann auch schnell scheiterte.

Anstatt seine eigene Annahme als allwissender Gott aber kritisch zu reflektieren, war ER stattdessen beleidigt und bestrafte die ganze Menschheit für SEINEN Irrtum mit ewiger Verdammnis zu einem Arbeitstag von mindestens 8 Stunden, und das meist ohne Homeoffice-Regelung.

Um diesem Irrtum ein mahnendes Denkmal zu setzen, entschied sich Steve Jobs später, als Logo seines Unternehmens einen angebissenen Apfel zu wählen.

Ein weiterer folgenreicher Irrtum, der viele Gärten bis heute betrifft, unterlief Zar Alexander dem Ersten. Er beschloss, dem Fürsten von Metternich anlässlich des Wiener Kongresses eine große Schale an Samen des kaukasischen Riesen-Bärenklau für dessen Garten zu schenken. Ein wahrhaft vergiftetes Geschenk, denn der Bärenklau ist bekanntermaßen überaus toxisch, wird über drei Meter hoch und breitet sich unaufhaltsam aus, wenn er erst einmal die Chance dazu bekommt. Mit den Mitteln der damaligen Zeit war die Pflanze nicht erfolgreich zu bekämpfen, sodass das Schloss des Fürsten bald in einem Meer von giftigem Bärenklau eingeschlossen war.

Fun Fact (wissen viele nicht): Der Fürst von Metternich konnte sich noch mit knapper Not aus seinem Schloss retten, seine Tochter jedoch wurde dort gänzlich vom Bärenklau eingeschlossen. Weil ihr dort so ganz allein schnell furchtbar langweilig wurde, trank sie den ganzen Sektkeller des Fürsten leer, woraufhin sie in einen 100-jährigen Schlaf fiel, aus dem sie erst 1915 von einem übergriffigen Prinzen wachgeküsst wurde. Diese historische Begebenheit wurde später von den zwielichtigen Brüdern Grimm für ihr Werk „Kinder und Hausmärchen“ verfälscht (Stichwort „Dornige Chancen mit Rosen“) und als angebliches Märchen deklariert.

Generell gibt es so viele aufregende Begebenheiten rund um das Thema „Gärten und Irrtümer“, dass in der Umgebung der Stadt Kevelaer findige Unternehmer auf die Idee kamen, einen sogenannten „Irrgarten“ zu erschaffen, den sie zu einem Themenpark namens Irrland ausbauten.

Dieser Freizeitpark am Niederrhein erfüllt dort heutzutage eine wichtige pädagogische Funktion für Familien, deren Kinder zu sehr von sich selbst und ihrer Meinung überzeugt sind. Die kleinen, missratenen Charaktere werden dort fachgerecht mit ausgeklügelter Schwarzer Pädagogik therapiert, indem man sie in ein kompliziertes Labyrinth aus Maispflanzen schickt, aus dem sie oft erst nach Stunden wieder herausfinden. Der Park musste aufwendig akustisch abgeschirmt werden, weil das Schreien und Weinen der herumirrenden Kinder die Anwohner des Parks traumatisierte.

Die Betreiber des Irrlands und das Ministerium für Kinder, Jugendliche und Familien in NRW versichern jedoch, dass diese Methode die betroffenen Kinder äußerst verlässlich von ihrem übertriebenen Vertrauen in vorgefasste Meinungen und Überzeugungen kuriert.

blumenleere: im schwingen das singen

toene tanzen wellenfoermig, so auch die lieder, die wir – manchmal vielleicht schon beinah zu gern & des schmierigen pathos (ach, wir sind doch die vom schicksal ganz zu boden & noch tiefer fast geschlagenen …!) voll verkoerpern wollen, sollen bis gefuehlt muessen …? ja, egal, ob himmelhoch jauchzend oder zu tode betruebt – es ist sind die kontraste, die unterschiede, die unserem leben werte & qualitaeten verleihen, weil ohne freud kein leid … indem, naemlich, die bedeutung des einen nur sinn macht, durch das andere, waehrend wir zwischen den extremen der pole oszillieren, etabliert sich die von uns hypergelobte diversitaet – wiederum im gegensatz zur schalen uniform – just dadurch, dass gleichfoermiges, immerwaehrendes ununterbrochenes glueck, letztlich, am ende der annaeherung, zu einem bloszen synonym fuer letale langeweile werden wuerde & wir, zumindest (instinktiv/intuitiv) unbewusst, abstand davon nehmen. der weg der mitte, aber – on the other hand … –, beinhalte wohl stets das harmonische vibrieren aller saiten.