Michael Schmidt: Magie

– Überall sieht man sie heut wieder, diese Zauberer. In der Zeitung lest man sie, im Fernseher tun sie Wunder. Sogar in den Kirchen wird gezaubert, wird gesagt, dass man sich Warzen wegbeten oder doch zurückschrumpeln kann. Dämonen werden ausgetrieben, Pferde kuriert, Kamine gesegnet, aufdass sie nicht abbrennen oder so gefährlich für die Umwelt sein mögen. Ja, beim amerikanischen Präsidenten sitzen die Wunderkönner und segnen und besprechen und schauen die Zukunft. Dabei steht es schon bei den Propheten in der Schrift: ‚Und will die Zauberer bei dir ausrotten, dass keine Zeichendeuter bei dir bleiben sollen.‘ Und trotzdem tun sie’s alle. Und alle laufen ihnen zu und recken die Hände zum Himmel und schreien und schlagen sich selber an die hohlen Köpf. Ja, es ist schon eine finstere Zeit, wo alle diese Zauberer und Magier und Zeichendeuter wieder auf und ab gehen weit und breit. Und auf der anderen Seite? Die Wissenschaft gilt eh nichts mehr, und wenn einer sagt, dass es das und das gibt und dass das und das nicht stimmt, wird er ein Ungläubiger genannt. […] Oder dass er zum Schluss noch in die Hölle kommen tät. Dass er dafür in die Hölle kommt, wegen seinem Glauben in die Wissenschaft. Als Ungläubiger. […] Der Professor Wuiser hat auch gesagt, dass er sich heutzutage deswegen fürchten muss. Und dass er genau aufpasst, wen er was von seiner Wissenschaft erzählt. Am Ende nämlich könnt es gar ein Zauberer sein.

– Was hat er denn dann für eine Wissenschaft?

– Wie bitte?

– Na, was für eine Wissenschaft? Der Professor Wuiser?

– Ah, jetzt! Ja, der Herr Wuiser, der ist Alchemist. Warum?

Michael Schmidt: Ekstase

„Es gibt Leute, die wissen gar nicht, was das ist, eine Ekstase. Eine Ekstase, oder wie sich das nennt, ist denen alkes andere als geläufig. Den Herrn Wuiser zum Beispiel, den kennen Sie ja, oder? Den einen Professor oben in der Zwölfquadratmeterwohnung direkt unterm Dach. Also, ekstatisch ist der nie gewesen. Auch nicht bei seinen Kriminalfällen. Dabei sind seine Kriminalfälle allweil derart spannend gewesen, dass es den normalen Menschen wundert, dass der Professor Wuiser dabei nie ekstatisch geworden ist. Kein einziges Mal. Sogar da nicht, wie er damals mit seiner Mauser den Hund von Baskerville erschossen hat.“

„Ach, erzählen S‘ doch keinen Schmarrn! Den Hund von Baskerville erschossen! Mit der Mauser! Also, da hört sich’s ja auf!“

„Nein wirklich! Hat ihm sogar eine ganze Stange Geld gekostet, der Hund von Baskerville, nachher beim Tierpräparator!“